Morgenimpuls von Schwester Katharina

Über ein Adventslied aus der Heimat

Schwester Katharina erzählt im heutigen Impuls von ihrem Herkunftsort Eichsfeld in Thüringen und einem besonderen Adventslied, das aus ihrer Gegend stammt: "Maria durch ein' Dornwald ging". Besonders der geheimnisvolle Text gefällt ihr.

Keine Adventszeit ohne Kranz / © Floydine (shutterstock)
Keine Adventszeit ohne Kranz / © Floydine ( shutterstock )

Im thüringischen Eichsfeld, wo ich geboren und aufgewachsen bin, gibt es viele Wallfahrtsorte – und die meisten sind Marienwallfahrtsorte. Der bekannteste ist sicher Etzelsbach geworden, weil Papst Benedikt dort 2011 mit 90.000 Eichsfeldern eine Vesper gebetet hat. 
Eines der Wallfahrtslieder zur Gottesmutter ist das berühmte "Maria durch ein' Dornwald ging", das aus unserer Gegend stammt. Ich kenne es von Kindheit an und mochte es wegen der schönen Melodie, aber auch wegen des etwas geheimnisvollen Textes.

Es wird die Szene besungen, wo sich Maria aufmacht, um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen, die etwa hundert Kilometer entfernt im Bergland von Judäa wohnt und ebenso schwanger ist wie sie. Für eine 14-Jährige ist dieser Weg voller Dornen und gefahren. Aber ihre gesamte Situation ist mehr als mühsam. Seit der Verkündigung durch den Engel hat sie ihr Leben Gott anvertraut. Sie trägt den Sohn Gottes – und kann es ihren Mitmenschen und ihrem Umfeld kaum vermitteln.

Josef, ihr Verlobter, weiß noch von nichts. Die Eltern sind entsetzt. Die Nachbarn tuscheln. Die Freundinnen wissen genau, dass das schiefgehen wird, wenn das bekannt wird. Aber etwas ist anders. Sie geht den Weg nicht allein. Sie geht ihn mit dem, dem sie Mutter werden wird. Und in diesem Glauben, ziemlich grenzenlosem Vertrauen tragen sogar die Dornen am Ende Rosen. Die Dornen sind nicht weg, sie sind weiterhin lästig und stachelig und gefährlich, aber sie tragen die Rosen des tiefen Gottvertrauens und den Duft einer großen göttlichen Liebe.

 


Quelle:
DR