Wort des Bischofs

Willkommen in Gottes Haus!

Kardinal Woelki treffen wir heute in St. Maria im Kapitol in Köln, einer der Romanischen Kirchen. Es macht ihn traurig, dass in den heutigen Zeiten Kirchengebäude mehr und mehr zu Touristenattraktionen werden.

 (DR)

Herzlich Willkommen – hier in St. Maria im Kapitol. Ist diese alte Romanische Kirche mitten im Herzen von Köln nicht ein wunderbares Gotteshaus? Aber ist Gott hier wirklich zuhause? Wohnt er wirklich hier?

Wir Menschen sind seit unseren Anfängen auf der Suche nach Gott. Diese Kirche z.B. ist auf den Fundamenten eines alten römischen Tempels gebaut. Unzählige Menschen haben vor mir an diesem Ort Gott gesucht. Sie haben hier im Gebet Gott angebetet, sie haben ihn gelobt und ihm gedankt. Sie haben ihr Herz vor ihm ausgeschüttet und in ihren Sorgen und Nöten Gott um Hilfe gebeten. Überall auf der ganzen Welt zeugen Gotteshäuser von diesem unerschütterlichen Glauben der Menschen an Gott. Und jede ausgetretene Kirchentürschwelle und Treppe erinnert mich daran: ich bin hier nicht der Erste – und bestimmt auch nicht der Letzte. Denn wo immer Menschen im Glauben zusammenkommen, bauen sie aus lebendigen Steinen Gott ein Zuhause. Wenn der Glaube der Menschen groß ist, dann bauen sie großartige Kathedralen und Gotteshäuser wie dieses hier. Dann wird der Glaube zu Stein.

Unglaube und Unfrieden, Krieg und Streit dagegen zerstören unsere Kirchen. Aber immer wieder kommen Menschen zusammen, bauen die Steine wieder auf, vertrauen darauf, dass Gott bei ihnen ist. Wenn heute Kirchen bei uns leer stehen oder nur noch wie ein Museum besucht werden, dann macht mich das traurig. Aber es erschüttert nicht meinen Glauben. Ich weiß, dass Gott bei uns ist. Ich vertraue auf das biblische Wort aus der geheimen Offenbarung: "Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen. Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er – er wird ihr Gott sein!"

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln