"Da finde ich nirgendwo im Text den Hinweis, dass nicht mehr der Diakon, sondern nur ein ‚geweihter Priester‘ predigen darf. Ich finde auch nicht die Kühnheit, die dahin besteht und wirklich bestehen würde, frei vom auferstandenen Christus die Pfarrgemeinde zu definieren." Er sehe auch keinen zementierten Klerikalismus in dem Dokument.
Es sei an den Gläubigen, sich manchmal zu ermahnen und bestärken zu lassen: im Geist der Unterscheidung, "der uns davor bewahrt, Propagandisten zu werden, und mehr Diener und Dienerinnen des Evangeliums zu werden."
Die pastorale Umkehr: Wie das geht
Entscheidend sei die Reihenfolge der Schritte, die das Dokument vorschlage: "von der Umkehr der Personen zur Umkehr der Strukturen."
Wichtig sei die Frage: Was will ich wirklich – wenn ich nur eine Bitte hätte, so wie König Salomo in der Lesung. Der wolle dem Volk dienen und dazu gehöre es, das Gute. Vom Bösen zu unterscheiden. Wie aber geht das?
Mit dem Herzen zuhören
"Es gibt nur einen Weg, wie das gelingt", so Weitz. Deswegen habe Salomo folgende Bitte an Gott gerichtet: "Verleihe Deinem Knecht ein hörendes Herz." Das sei Umkehr der Personen, so Weitz. Es sei mühsam, dem anderen zuzuhören.
"Sie alle kenne sicherlich Situationen des Nichtgehörtwerdens. Aber wenn Sie ehrlich sein wollen, dann finden Sie auch Situationen, in denen Sie nicht zuhören."
Manchmal sei der Mensch vielleicht zu müde, manchmal zu arrogant, manchmal wolle der Mensch auch nicht.
Das Miteinander wiederentdecken
Papst Franziskus spreche in dem Dokument von einer Wiederentdeckung des Miteinanders. Was aber gebe die Kraft, das hörende Herz zu behalten, fragte Weitz. Auch davon spreche die Instruktion – genauso wie das Evangelium: "Die Freude über den gefundenen Schatz."
Umkehr der Person meine dann zuerst diesen Schatz wirklich für sich wiederzuentdecken, nämlich Jesus Christus, der einen jeden wirklich liebe. "Wenn diese Freude nicht durch unser Leben durchscheint, auch mit Widerständen, dann ist das andere für den Mülleimer."
Das Evangelium
Auslegung zum Sonntagsevangelium (Mt 13,44–52)
von Franz Kamphaus
„Da berühren sich Himmel und Erde …“
Zwei Mönche lesen in einer alten Schrift, es gebe einen Ort, wo der Himmel die Erde berührt. Den Ort wollen sie finden. Sie machen sich auf den Weg und durchqueren die Welt, von Ost nach West, von Nord nach Süd. Schließlich stehen sie vor einer Tür. Dahinter soll der Ort liegen, den sie suchen. Sie treten ein – und stehen in ihrer Klosterzelle. Sie ist der Ort, wo der Himmel die Erde berührt.
So ist das mit dem Himmelreich, sagt Jesus. Ein Landwirt tut seinen alltäglichen Dienst. Furche um Furche zieht er über den Acker. Er hat beim Pflügen nicht im Traum an einen Schatz gedacht und dann sieht er ihn vor sich. Nicht zu fassen! Anders der Kaufmann. Er sucht schöne Perlen. – Der Landmann findet, obwohl er gar nicht gesucht hat. Der Perlenkaufmann sucht und findet. Aber beide sind mit dem Finden noch nicht am Ziel. Sie setzen alles ein, um sich das Gefundene zu eigen zu machen.
Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Juli 2020
Übertragung im Domradio
DOMRADIO.DE übertrug am siebzehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt in lateinischer Sprache aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Thomas Weitz.