Gestern haben wir sein Fest gefeiert, das Fest dieses jungen Mannes. Er hatte alles, was man sich so wünscht. Einen reichen Papa, der seinen Sohn gern mit allem ausgestattet hat, was er haben wollte. Eine Mutter, die ihn über alles geliebt hat und mit ihrer Liebe die Härte des Vaters abgemildert hat. Französisches und italienisches Blut in den Adern und somit eine angenehme Stimme, überschäumendes Temperament und tänzerische Begabung. Eine große Clique von Jugendlichen, deren Anführer er gern war.
Aber er hatte keine Idee, was er mit seinem Leben und mit seinen ganzen Fähigkeiten machen sollte. Als Tuchhändler, Kaufmann und damit Europa-Reisender zu leben, war irgendwie nicht sein Ding. Ein angesehener Ritter in einem großen Heer schon eher. Aber eine Stimme im Innern sagt ihm: "Geh nach Hause. Ich werde dir sagen, was zu tun ist." Ein dritter Versuch, als junger Stadtbürger in den Krieg gegen die Feindesstadt Perugia zu ziehen, endet im Gefängnis. Und dann wieder in Freiheit, Depressionen und tiefster innerer Verzweiflung.
In seiner Not brüllt er den Herrn am Kreuz in San Damiano an: "Was willst du eigentlich von mir?" Und er hört: "Baue mir meine Kirche wieder auf! Siehst du nicht, wie sie zerfällt?" Nach dem ersten Erschrecken und der ersten Verblüffung wird ihm, Franziskus, klar: Da ist eine Idee, ein Plan, ein Auftrag für mein Leben. Kirche bauen. Erst baut er die steinernen kleinen Kapellen und Kirchen ringsum auf und merkt später: Nein, es geht nicht um ein Kirchenbauverein. Es geht um alle Getauften, die in Wirklichkeit die Kirche Gottes sind.
Und er lebt, betet, arbeitet, singt, leidet und pflegt Aussätzige. Und immer mehr seiner ehemaligen Saufkumpane, jetzt Brüder, kommen dazu. Und immer mehr Menschen spüren durch ihn ihren Auftrag: Baue meine Kirche wieder auf. Das ist es, was uns Franziskus von Assisi mit auf den Weg und auch mit in den Tag gibt. Da wo du lebst, da wo du arbeitest, da wo Gott dich hingestellt hat, baue seine Kirche wieder auf. Und vergiss dabei aber nicht zu singen und den Schöpfer für seine Geschöpfe zu loben.