Heute ist der Festtag des heiligen Martin. Wer wüsste das nicht? Viele von uns und von ihnen sind noch mit Laternen durch die Straßen gezogen, haben Martinslieder gesungen, haben vielleicht bei Martinsspiel mit dem Mantelteilen zugeschaut und mit Begeisterung die Martinshörnchen, Stutenkerle oder Martinsbrezeln bekommen und mit viel Vergnügen hinein gebissen. Ich kann mich erinnern, dass es dann aber zu Hause immer ein ziemliches Theater gab, wenn wir erinnert worden sind, dass Martin doch geteilt hat und wir jetzt auch von unseren Martinshörnchen für die Tante und den ganz kleinen Bruder etwas abgeben sollten.
Genau das ist der Haken an diesen schönen Bräuchen. Singen, spielen und kleine Gaben bekommen ist schön. Aber schaffen wir es dieses Jahr, wo Corona alles besetzt, ein bisschen die Geschichten hinter den Bräuchen, die Mahnung hinter dem schönen Spiel, die Erinnerung hinter dem Genuss von Gänsebraten zu erinnern und weiterzugeben? Viele Gemeinden und Kirchen haben sich überlegt, wie sie den Martinstag trotzdem begehen könnten, Laternen in die Fenster stellen, damit es für die Mitmenschen ein bisschen heller wird und sie sich freuen.
Virtuelle Martinszüge mit den Liedern von der CD, Martinsspaziergänge durch den Park mit QR-Code fürs Smartphone und mit weiter erzählter Geschichte und noch viel mehr solche Ideen. Eine Idee gefällt mir seit Jahren richtig gut: Das Mantelteilen mit denen, die sich keine warme Jacke und keinen Mantel leisten können. Viele Menschen bringen gerade jetzt ihre noch guten warmen Kleidungsstücke zu den Obdachlosen und in die Kleiderkammern. Mantelteilen ganz konkret.
Und in Erfurt, wo der heilige Martin der Stadtpatron ist, aber auch Martin Luther, der große Reformator gelebt hat, wird seit vielen Jahrzehnten am Vorabend ein großes ökumenisches Fest auf den Domstufen gefeiert. Martin als Versöhner und Mitteiler der guten Nachricht Gottes an alle Menschen. Und wenn mir heute auch deutlich wird, dass Martin als Offizier im kaiserlichen Heer die sichere Karriere aufgegeben hat, um diesem Christus nachzufolgen, den er im armen Bettler erkannt hat, dann ist auch in diesem Coronaherbst die Feier des Martinstages gelungen.