Der biblische Hintergrund der "Darstellung des Herrn" reicht bis in die Zeit des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten zurück. In Erinnerung an den Exodus war der Erstgeborene Eigentum Gottes und wurde darum ihm im Tempel übergeben – "dargestellt" – und durch ein Geldopfer wieder ausgelöst. Mit diesem Ritus verband sich ein zweiter: Die Frau, die nach der Geburt eines Kindes als "unrein" galt, übergab einem Priester ein Schaf oder Tauben als Reinigungsopfer.
Der Evangelist Lukas schildert ausführlich, wie bei der Darstellung Jesu im Tempel der greise Simeon und die Prophetin Hanna in dem Kind den erwarteten Messias erkennen und sein Schicksal prophezeien. In ihnen begegnet das alttestamentliche Gottesvolk seinem Erlöser. Darum heißt dieses Fest in der Ostkirche "Hypapante", d.h. "Begegnung".
40 Tage nach Weihnachten
In diesem Sinn ist dieses Fest 40 Tage nach Weihnachten das letzte in der Reihe, die die Menschwerdung des Sohnes Gottes feiern. Der Lobgesang des Simeon – "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden" – ist Teil des Nachtgebets der Kirche.
Die bis in die 1960er-Jahre gebrauchte Bezeichnung "Mariä Lichtmess" geht auf eine Lichterprozession in Rom im 5. Jahrhundert zurück, die eine heidnische Sühneprozession verdrängen sollte. Sie erinnert an das Wort des Simeon, der das Kind "ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für sein Volk Israel" genannt hat. Im Zusammenhang damit wurden später auch Kerzen geweiht – ein Brauch, der sich bis heute erhalten hat.
Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Februar 2021, www.tedeum-beten.de
Kardinal Woelki: "Manchmal sind wir auch ganz einfach nur zu satt"
Auf Simeon ging auch Kardinal Woelki in seiner Predigt ein. Simeon mache eine tiefe Sehnsucht deutlich, die auch in den Herzen der Gläubigen schlummern solle: "Die Sehnsucht. Die Sehnsucht nach Christus, die Sehnsucht nach Rettung. Die Sehnsucht nach Liebe. Die Sehnsucht nach Heil. Die Sehnsucht nach Geborgenheit in Gott. Die Sehnsucht nach der Begegnung mit Gott. Die Sehnsucht, von ihm geliebt und in seine Gemeinschaft aufgenommen zu werden." Häufig, so Woelki weiter, liege diese Sehnsucht nach Geborgenheit bei Gott unter den alltäglichen Gedanken und Sorgen begraben. Manchmal seien die Menschen aber auch ganz einfach nur zu satt.
Die traditionelle Kerzenprozession musste in diesem Jahr aus Corona-Gründen entfallen. Die Gläubigen erhielten aber eine gesegnete Kerze und den Blasiussegen.