Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Meine Traurigkeit ist der Preis der Liebe"

Die allein im Chorgestühl sitzende Queen bei der Trauerzeremonie von Prinz Philip und ihre Worte "Meine Traurigkeit ist der Preis der Liebe" lassen Schwester Katharina an die für sie schönste Stelle aus dem 1. Johannesbrief denken.

Königin Elizabeth II. nimmt an Prinz Philipps Trauerfeier teil / © Jonathan Brady (dpa)
Königin Elizabeth II. nimmt an Prinz Philipps Trauerfeier teil / © Jonathan Brady ( dpa )

Gestern war der 95. Geburtstag von Queen Elizabeth. Für viele Menschen ist sie der Inbegriff von Treue zu ihrem Amt, ihre eiserne Disziplin und ihr Durchhaltevermögen in den Höhen und Tiefen dieses langen Lebens. Auch wenn uns eine solche Staatsform schon eher fremd ist, schauen doch viele Menschen fasziniert und manchmal ein bisschen neidisch nach England, wenn mal wieder eine offizielle Angelegenheit dort zu feiern ist.

Viele haben den Tod ihres Mannes und die Feierlichkeiten zur Beerdigung in London wahrgenommen oder auch verfolgt. Ein Bild ist dabei vielen aufgefallen und hat sie berührt: die allein im Chorgestühl der Kathedrale sitzende, ganz in Schwarz gehüllte, mit schwarzem Mundschutz angetane traurige Queen. Und ich glaube, das ist es, warum zurzeit so viele Menschen diese Trauer nachvollziehen können.

Es sterben zurzeit weltweit so viele Menschen in der Pandemie und es gibt nur wenige Menschen, die die Trauer miteinander teilen können, weil die Angst und Sorge vor der Ansteckung noch größer ist als die Sehnsucht nach Nähe und Kontakt und Trost. Sie hat in den Tagen nach dem Tod ihres Ehemannes einen bemerkenswerten Satz gesagt. Sie hat gesagt: "Meine Traurigkeit ist der Preis der Liebe." Wer liebt und in Liebe verbunden ist, trauert, weil der geliebte Mensch nicht mehr da ist und die Erwiderung der Liebe fehlt. Und viele Menschen haben das sehr gut verstanden und gemerkt: Es ist egal, ob ich Königin oder Gärtnerin, ob ich Staatschef oder Briefträger bin, wenn ich jemanden habe, den ich liebe und von dem ich geliebt werde, dann ist das der eigentliche Grund für ein glückliches Leben.

Und die für Gläubige eigentlich schönste und umwerfendste Stelle aus dem 1. Johannesbrief heißt ja: "Gott ist die Liebe." Und weiter heißt es da: "Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander aber lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet." Gott bleibt in uns, weil wir lieben und geliebt werden. Und dann ist es bei aller tiefen Trauer, die wir beim Tod eines geliebten Menschen erleben, ein wunderbares Trostwort auch von der Queen für jeden von uns: "Meine Traurigkeit ist der Preis der Liebe."

 


Quelle:
DR