In Anlehnung an das Gleichnis vom Bauern, der Samen auswarf, sagte Kleine: "Gott hat seine Schöpfung auf Wachstum angelegt." Das Wachstum könne man verfolgen, so der Domdechant. "Wer das Wachstum in der Natur sieht, dem kann sich erschließen: Da ist Gott erfolgreich am Werk."
Von der Natur auf das eigene Leben übertragen, bedeute das: Das Reich Gottes werde sich durchsetzen. Die frohe Botschaft werde nicht verkümmern, sondern Frucht bringen. "Was Gott anlegt, ist auf Erfolg, auf Vollendung angelegt." Jesu Worte übersetzte er sinngemäß als: "Lasst eure Zweifel, auch wenn ihr nicht wisst, wie das geht."
Gottes Samen geht auf
Der Erfolg Gottes hinge eben nicht ab von der Leistung des Menschen. Der Glaube sei ein Geschenk Gittes an den Menschen. Das zeige sich zum Beispiel an Menschen, die sich als Erwachsene taufen lassen: "Da ist der Same aufgegangen."
Allein die Offenheit des Menschen sei der fruchtbare Boden, auf dem der Glaube wachse. "Der Mensch kann in den Glauben hineinwachsen", so Kleine. Das geschehe natürlich nicht bei jedem Menschen sofort so. Kleine mahnte: "Gott entscheidet letztendlich aus welchem Samen welche Pflanze wächst." Das sei eine gute Nachricht für alle, die meinen: "Das Heil der Welt hängt nur von mir ab."
Die Geschichte mit Gott ist nicht zu Ende
Denn der Mensch dürfe auch auf die Kraft Gottes und des heiligen Geistes vertrauen. "Wenn ich Jugendliche nach der Firmung nicht mehr jeden Sonntag in der Kirche sehe, dann ist doch deren Geschichte mit Gott noch lange nicht zu Ende", so Kleine.
Das Schönste, was ein Mensch einem Christen sagen könne, sei: "Da hat mir jemand deutlich gemacht, was Christus mit meinem Leben zu tun hat." Der Domdechant zeigte sich fest davon überzeigt, dass diese Menschen – wenn auch Jahre oder Jahrzehnte später – zurück zur Kirche kommen würden.
Übertragung bei DOMRADIO.DE
DOMRADIO.DE übertrug am elften Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. Es sang eine Chorgruppe des Mädchenchores am Kölner Dom unter der Leitung von Anna Goeke. Kantorin war Julia Grundmann. Das Keyboard spielte Oliver Sperling. An der Orgel: Winfried Bönig.
Elfter Sonntag im Jahreskreis
Zum Sonntagsevangelium (Mk 4,26-34)
Im Zentrum der Botschaft Jesu von Nazaret steht nicht seine eigene Person, sondern das Reich Gottes. Wie aber können wir uns das Reich Gottes vorstellen? Diese Frage beschäftigt nicht erst uns Heutige. Sie ist eine, ja die Schlüsselfrage christlichen Glaubens. Jesus selbst hat immer wieder Vergleichen angestellt, weil er die Nähe des Reiches Gottes vermitteln wollte. Entscheidend zum Verständnis dieser Nähe ist die Geduld. Oder, abstrakter gesagt, die Zeit. Das Wachsen der Saat beschreibt diese Nähe des Reiches Gottes als einen Wachstumsprozess. Der Keim ist bereits jetzt gelegt, aber das Reich muss nach und nach wachsen. Christliches Leben meint somit nichts anderes als messianisches Leben: Leben in geduldiger Hoffnung auf die Zukunft Gottes, die immer schon als Setzling in unsere Gegenwart eingebrochen ist.
René Dausner
Aus: Messbuch 2021, Butzon & Bercker