Wort des Bischofs

"Wie gehe ich als Christ mit Katastrophen um?"

Es brennt buchstäblich in der Welt – in Russland, in Finnland, in Südeuropa und in Amerika. So viele Existenzen – durch das Feuer vernichtet. Und in Afghanistan herrschen Angst und Schrecken. Nicht nur Kardinal Woelki fragt sich: Warum lässt Gott das zu?

 (DR)

Das Bild hat mich die ganzen Tage nicht losgelassen: Menschen, die sich an ein Düsenflugzeug klammern, das gleich abhebt. Und das weiß doch jeder, dass man sich da nicht festhalten kann. Welch eine Not muss ein Mensch haben, wenn das die Lösung sein soll? Und auch die anderen Bilder aus Afghanistan sind einfach nur schrecklich. Ich würde am liebsten die Augen davor zumachen. Und im Gebet klage ich vor Gott, und ich bitte für die Menschen.

Aber es drängt mich doch, wenn ich Menschen so leiden sehe, dass ich dann auch helfen will, ja – ich soll auch helfen. Weggucken und wegducken – das weiß ich als Christ – das ist falsch!

Aber es waren so viele grauenvolle Bilder und Ereignisse in der letzten Zeit, die ich im Gebet vor Gott gebracht habe. Zu viele. Als wenn es eine Art Prüfung wäre. Da fühle ich mich hilflos und ohnmächtig. Denn es brennt buchstäblich in der Welt – in Russland, in Finnland, in Südeuropa und in Amerika. So viele Existenzen – durch das Feuer vernichtet. Starkregen und Überschwemmungen, hier bei uns in Deutschland und an vielen Orten in der Welt. Kaum auszuhalten und kaum mitzufühlen.

In Haiti hat das Erdbeben tausende Tote gefordert, und dann folgte erst noch der Tropensturm. Die menschlichen Tragödien hinter all diesen Katastrophen treiben mir die Tränen in die Augen. Aber, wo wir helfen, da ist unsere Hilfe Zeichen der Liebe Gottes, das ist unser tätiges Gebet. Gottes Liebe wirkt durch uns. Die finanzielle Unterstützung des Erzbistums für die Flutopfer hier und für die armen Menschen in Haiti. Damals die Hilfe für die Flüchtlinge.

Was aber, wenn ich nicht mehr konkret helfen kann? Wenn ich tatsächlich hilflos und ohnmächtig bin? Dann gehe ich ins Gebet und klage vor Gott. Und manchmal – manchmal passiert hier etwas Überraschendes. Da, wo ich glaubte, ich kann nicht mehr helfen, da öffnet Gott mir im Gebet dann doch noch den Blick dafür.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln