Das zweibahnige Bibelfenster in der Dreikönigenkapelle ist als Achsfenster des Chores das ranghöchste und zugleich das älteste Fenster des Domes. In einer Folge aufeinander abgestimmter Bildpaare führt es dem Betrachter die heilsgeschichtliche Verknüpfung von Altem und Neuem Testament vor Augen. Die Bilder der rechten Bahn sind in ein Rankengeflecht eingebettet und zeigen das neutestamentliche Erlösungsgeschehen von der Geburt Mariens bis zur Himmelfahrt Christi, umrahmt von alttestamentlichen Propheten. Diesen christologischen Szenen stehen in der linken Bahn ausgewählte Ereignisse des Alten Testamentes, sogenannte 'typologische' Bilder, gegenüber.
Das griechische Wort "Typós" bedeutet "Urbild", "Abbild". Die typologische Bibelauslegung, die schon bei Paulus zu finden ist, setzt die heilsgeschichtliche Einheit beider Testamente voraus. Das Neue Testament wird als Erfüllung dessen gedeutet, was im Alten Tesament bereits angekündigt ist. So werden Personen oder Ereignisse des Alten Bundes ("Typen", "Präfigurationen") auf Christus und das Erlösungsgeschehen des Neuen Bundes ("Antitypen") bezogen und als von Gott gesetzte Zeichen für die kommenden Heilsereignisse gedeutet. (koelner-dom.de, 27.07.2021)