Die katholische Ackermann-Gemeinde feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Vertriebene Katholiken aus Böhmen, Mähren und Schlesien gründeten die Vereinigung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1946 in München. Die Organisation zählt heute rund 5.000 Mitglieder in Deutschland und etwa 500 in Tschechien, wo sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er Jahren ein Ableger bildete. Begangen wird das Jubiläum am 7. August mit einem deutsch-tschechischen Picknick in Prag.
Benannt ist der Zusammenschluss nach einer Dichtung aus dem späten Mittelalter: "Der Ackermann aus Böhmen", verfasst von Johannes von Saaz um das Jahr 1401. In dem Streitgespräch hadert ein Bauer, dessen Frau im Kindbett verstorben ist, mit dem personifizierten Tod und ruft Gott als Richter an.
Die Ackermann-Gemeinde setzt sich für friedliche Nachbarschaft und Völkerverständigung ein. Insbesondere will sie die in Mitteleuropa gewachsene Kultur von Deutschen, Tschechen und Slowaken, von Christen und Juden, erhalten und weiter entwickeln. Vorsitzender ist seit 2010 der CSU-Politiker Martin Kastler. Die Zentrale hat ihren Sitz in München.
Der Vorsitzende der tschechischen Ackermann-Gemeinde, der frühere Kulturminister Daniel Herman, wurde am 17. Juli beim Sudetendeutschen Tag in München mit dem Europäischen Karlspreis für seine Verdienste als Brückenbauer geehrt.
Der Verband präsentierte zuletzt in einer Veröffentlichung neue Erkenntnisse zum in Kreisen deutscher Heimatvertriebener teils umstrittenen Prager Kardinal Josef Beran (1888-1969). Historiker haben demnach herausgefunden, dass der Kirchenmann zu Unrecht beschuldigt wurde, während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau einen Hass auf Deutsche entwickelt und deshalb die Vertreibung der Sudetendeutschen gutgeheißen zu haben.
Den Erkenntnissen zufolge war ein als Spitzel für den tschechischen Geheimdienst tätiger böhmischer Priester an der Verbreitung entsprechender Erzählungen beteiligt. Damit sollte Beran im Westen in Misskredit gebracht werden. Für den Kardinal läuft ein Seligsprechungsverfahren (KNA, Stand 29.07.2021).