Die deutsche Minderheit der Siebenbürger Sachsen war über Jahrhunderte zahlenmäßig stark im heutigen Rumänien vertreten. Sie wurde aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Auswanderung extrem geschwächt. Ihre Arbeitsethik ist seit dem Sturz des Kommunismus unter den Rumänen sehr geschätzt. Seit 2014 ist der vormalige Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt), Klaus Iohannis (62), Staatspräsident des Landes. Er erhält am Samstag den Aachener Karlspreis für seine Verdienste um die europäische Integration.
Bei den Siebenbürger Sachsen handelt es sich nicht tatsächlich um Sachsen, sondern vor allem um Bauern aus dem Rhein-Mosel-Gebiet. Der damalige Landesherr, der ungarische König Geza II. (1130-1162), siedelte sie im durch den Mongolensturm entvölkerten Grenzland Siebenbürgen an. Die Deutschen wurden von den Ungarn unterschiedslos "szaskok" (Sachsen) genannt.
Die sozial sehr homogene, bildungsbewusste und wirtschaftlich sehr erfolgreiche Landsmannschaft wechselte durch die Lehren des Kronstädter Reformators Johannes Honterus (um 1498-1549) zwischen 1542 und 1572 zum lutherischen Bekenntnis. 1688 gelangte das seit 1541 bestehende Fürstentum Siebenbürgen unter habsburgische Herrschaft. 1918 kam es an den jungen Staat Rumänien.
Der Frontwechsel Rumäniens von Nazi-Deutschland zu den Alliierten im August 1944 trieb die Deutschen in Siebenbürgen in die politische Katastrophe und ins dauerhafte Abseits. Mit zunehmender Entrechtung, Diskriminierung und Enteignung durch die Kommunisten setzte ein kontinuierlicher Wegzug der "Sachsen" in die Bundesrepublik ein, der sich nach 1970 durch Zahlungen der Bundesregierung an Rumänien verstärkte.
1930 gab es in Siebenbürgen noch 230.000 Deutsche; das waren acht Prozent der Bevölkerung. Allein zwischen 1977 und 1989 sank die Zahl auf 100.000. Einen Massenexodus löste die neu gewonnene Freiheit nach dem Sturz der Ceausescu-Diktatur Ende 1989 aus. Binnen zwei Jahren zogen 75.000 Siebenbürger Sachsen ab. Laut Schätzungen gibt es inzwischen noch rund 10.000 bis 12.000 im Land - eine Zahl, die durch Überalterung weiter zurückgeht.
Bei der Volkszählung 2002 erklärten sich gut 60.000 rumänische Bürger als Angehörige einer der deutschen Minderheiten. Ihre Zahl sank seither und wird auf inzwischen weniger als 35.000 geschätzt. 2009 erlangten vor allem die Banater Schwaben durch den Literaturnobelpreis für Herta Müller verstärkte Beachtung. Seit 2014 ist der in Agnita (Agnetheln) geborene Siebenbürger Bernd Fabritius (56, CSU) Präsident des Bundes der Vertriebenen. (KNA, 02.10.2021)