Heimatpfarrer beobachtet Armin Laschet im Wahlkampf

"Sein Glaube gibt ihm jetzt Kraft"

Die Bundestagswahl rückt näher. Als Kanzlerkandidat der Union möchte Armin Laschet am 26. September Angela Merkel beerben. Laschets Heimatpfarrer Heribert August beobachtet den Politiker und Katholiken im Wahlkampf.

Armin Laschet / © Guido Kirchner (dpa)
Armin Laschet / © Guido Kirchner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie kennen und schätzen Armin Laschet schon seit Jahrzehnten. Mit was für Gefühlen erleben Sie, wie der Kanzlerkandidat der Union von vielen Seiten und gerade auch aus den eigenen Reihen heftig, oft auch hämisch kritisiert wird?

Monsignore Heribert August (Ehrendomkapitular Herz-Jesu-Kathedrale Sarajevo, langjähriger Pfarrer von Aachen-Burtscheid): Ich kann Ihnen sagen, ich leide ein ganzes Stück mit. Ich erlebe ihn natürlich im Moment nicht aus der Nähe, weil er gerade andere Sachen im Kopf hat, als seinen Heimatpfarrer zu kontaktieren. Aber ich kann schon ab und zu mit seiner Frau und auch mit seinen Kindern sprechen. Ich bewundere ihn, wie er immer noch durchhält und wie er immer noch ruhig bleibt. Aber es tut mir schrecklich leid, wie ungerecht er behandelt und eingeschätzt wird.  

DOMRADIO.DE: Viel Zustimmung hat Laschet offenbar das mittlerweile berühmte Foto gekostet, wo er bei einem Besuch im Hochwassergebiet in Erftstadt im Hintergrund lachend zu sehen ist. Wie bewerten Sie diese Momentaufnahme und das, was aus ihr gemacht wurde?

August: Einerseits war das natürlich schon ein bisschen dumm. Ich habe ihm auch gesagt: "Das hättest du besser gelassen." Andererseits zeigt sich da auch einfach seine Spontanität. Armin Laschet ist sich treu, er ist ehrlich und ein Mensch, der gern mit Menschen zusammen ist. So kenne ich ihn von Jugend an. Was ihn da nun gerade zum Lachen gebracht hat? Das ist aber eben ehrlich gewesen.

Und wissen Sie, auch der Bundespräsident hat später in ähnlicher Situation gelacht hat und das Bild davon wurde nicht gezeigt. Warum also die Fixierung auf dieses eine Bild des lachenden Laschet? Um ihm einmal mehr klein oder schlecht zu machen?

DOMRADIO.DE: Vor einigen Wochen hatten die Sozialdemokraten zudem versucht, Armin Laschet wegen der Nähe zu seinem Berater Nathanael Liminski, der aus einer Opus Dei-Familie kommt, als rückwärtsgewandten, kreuzkonservativen Katholiken darzustellen. Das entspricht so gar nicht dem Bild, das Sie als Seelsorger vom Katholiken Laschet haben, oder?

August: Nein, das entspricht dem gar nicht. Ich weiß, dass er diesen Berater hat. Das ist wohl ein langjähriger Begleiter und Freund. Aber Armin Laschet ist sicher kein konservativer Katholik und hat schon gar keine engen Verbindungen zum Opus Dei. Er ist ein geradliniger Christ. Er versucht, seinen Glauben zu leben und soweit er kann, auch zu praktizieren. Aber er hat da keine besondere Ausrichtung, weder zu einer der rechten noch der linken Seiten des Katholizismus. Er ist einfach gut erzogen, katholisch groß geworden und bei der Sache geblieben.

Aber er ist auch offen für alle, auch anderen Religionen. Das kann man nachlesen. Das ist auch oft plakatiert worden, manchmal in meinen Augen im Zusammenhang mit den Muslimen fast zu stark. Aber er ist eben für alle da, für alle offen. Das ist unabhängig von der Religion. Er selbst aber ist und bleibt Katholik und dazu steht er auch.

DOMRADIO.DE: Inwieweit, glauben Sie, prägt Laschets Glaube auch seine Politik?

August: Ich glaube, dass er aus der Religion Kraft schöpft und dass er die Dinge auch immer vor dem Hintergrund seiner christlich-ethisch geprägten Weltanschauung entscheidet, wobei sicher besonders Nächstenliebe und Familienzusammengehörigkeit seine Entscheidungen prägen. Diese Entscheidungen trifft er ja, wie wir alle wissen, nachdenklich und aus gründlicher Überlegung heraus, was ihm dann leider auch immer wieder negativ ausgelegt wird.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, Sie hatten in den letzten Wochen wenig direkten Kontakt mit ihm. Haben Sie überhaupt mit Laschet gesprochen?

August: Ja, ein oder zweimal kurz, weil ich wissen wollte, ob er einverstanden ist, dass ich von allen möglichen Presseorganen und Rundfunkanstalten angerufen und befragt werde. Da wollte ich mich doch versichern, dass ihm das nicht unangenehm ist. Er hat mich schon gebeten, sensibel zu sein und ich habe das ein oder andere auch abgesagt. Aber grundsätzlich kennen wir uns und wissen, was wir einander bedeuten. Von daher kann ich auch mit ihnen sprechen.

DOMRADIO.DE: Dieser Wahlkampf ist für Armin Laschet mit Sicherheit eine harte Zeit. Was gibt ihm da wohl Kraft?

August: Das sind, glaube ich, sein Stehen im christlichen Glauben, seine Erfahrung und das Leben in der Familie, die ihn trägt und unterstützt, sich aber nicht in seine Politik einmischt. Ja, und ich denke auch viele Menschen, die ihm freundschaftlich verbunden sind und das Beste meinen und, wenn er Hilfe brauchen sollte, für ihn da wären.

DOMRADIO.DE: Was würden Sie ihm als Seelsorger, der Armin Laschet schon so lange kennt, in dieser schwierigen Zeit gerne sagen?

August: Ich würde ihm gerne sagen: "Auch wenn es nicht funktionieren sollte, selbst wenn du am Ende nicht dahin kommen solltest, wofür du jetzt kämpfst, geht das Leben weiter. Du bist bereits ein wunderbarer Ministerpräsident und alle würden dich gerne in Nordrhein-Westfalen behalten. Es läuft hier gut, du hast ein tolles Team um dich gesammelt, mit dem du jetzt drei Jahre schon mit nur einer Stimme Mehrheit das Land wunderbar regiert. Nimm es so, wie es bestimmt ist, wie es kommt. Ich bin ganz sicher, du hast die innere Kraft, das auch auszuhalten und zu bestehen."

DOMRADIO.DE: Wenn es aber doch klappt, wenn Armin Laschet den Sprung ins Kanzleramt schafft, wofür steht er dann?

August: Für Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und ein festes Geradeausgehen, genauso wie er ist. Sein Motto: "Nehmt mich so wie ich bin, in verbiege mich nicht, ich bleibe Armin Laschet."

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Monsignore Heribert August (privat)
Monsignore Heribert August / ( privat )
Quelle:
DR
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