Anlässlich des 20. Jahrestages der Anschläge vom 11. September hat Kurienerzbischof Paul Gallagher gefordert, den Missbrauch von Religion für Terrorismus weiter zu bekämpfen. "Es ist eine Entweihung der Religion, sich im Namen Gottes zum Terroristen zu erklären, im Namen Gottes Menschen zu töten und zu vergewaltigen", schreibt der vatikanische Außenminister in einem Beitrag für die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" (Freitag).
Zweifellos habe das Ereignis des 11. September 2001 den Lauf der Geschichte verändert, so Gallagher. Die internationale Gemeinschaft sei gezwungen worden, auch über "religiös oder vermeintlich religiös motivierten Terrorismus" nachzudenken. Der Zusammenhang von Religion und extremistischer Gewalt sowie seine Ursachen sind laut Gallagher seither ein wichtiges Thema internationaler Diplomatie.
Fehlinterpretationen, Ungerechtigkeit und Arroganz
Dies hätten auch Papst Franziskus und der Großimam von Al-Azhar, Ahmad Al-Tayyeb, 2019 in ihrem Dokument zur Geschwisterlichkeit aller Menschen deutlich gemacht. Darin heißt es unter anderem: Terrorismus sei das Ergebnis "einer Anhäufung von Fehlinterpretationen religiöser Texte, einer Politik des Hungers, der Armut, der Ungerechtigkeit, der Unterdrückung und der Arroganz". Terroristische Bewegungen dürften nicht länger durch Geld, Waffen, Pläne, ideologische Rechtfertigungen oder auch mediale Berichterstattung unterstützt werden.
Gleichzeitig erinnerte der Vatikan-Diplomat an eine Stellungnahme US-amerikanischer Bischöfe zum zehnten Jahrestag der Attentate. Damals hätten die Bischöfe "ihre feste Entschlossenheit" bekundet, Menschen aller Religionen, einschließlich ihrer muslimischen Nachbarn, aufzunehmen und Flüchtlinge auf der Suche nach Sicherheit willkommen zu heißen. Zudem hätten sie damals schon "für eine verantwortungsvolle und kluge Beendigung der Konflikte in Afghanistan und Irak" plädiert.