"Wir dürfen, auch 20 Jahre danach, nicht den klaren Blick darauf verlieren, dass am 11. September nicht nur die USA angegriffen wurden, sondern wir alle", erklärte Außenminister Maas am Freitagabend in Berlin. Die fast 3.000 Todesopfer seien aus 92 verschiedenen Ländern gekommen, darunter auch elf Menschen aus Deutschland.
"Die Erkenntnis bleibt: Dauerhafte Instabilität, Extremismus und Terror, auch in entfernteren Regionen der Welt, gehen uns irgendwann alle an", sagte Maas. Über vieles, was nach den Anschlägen geschehen sei, müsse kritisch nachgedacht werden. Das hätten die jüngsten Ereignisse in Afghanistan noch einmal sehr brutal vor Augen geführt.
Bundesinnenminister Horst Seehofer sagte, der Tag sei ein Schock gewesen und habe "sich in unser Gedächtnis gebrannt und weltweit tiefe Spuren hinterlassen".
Seehofer: Weiter Gefahr von Anschlägen
Laut Seehofer haben die deutschen Sicherheitsbehörden seit dem Jahr 2000 23 terroristische Attentate verhindert. Es bestehe weiter die Gefahr von Anschlägen in Deutschland, sagte er den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Samstag). Nähere Einzelheiten nannte er nicht. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft einem Bericht zufolge rund 2.000 Islamisten in Deutschland als besonders gefährlich ein.
Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, erklärten am Samstag, der 11. September habe die Welt abrupt verändert. Die Attentate hätten gezeigt, wie verwundbar die freiheitlichen Demokratien seien und wie hoch der Preis des
Kampfes gegen den internationalen Terrorismus sei. Die jetzige Situation in Afghanistan sei "eine menschliche, humanitäre, aber auch politische Katastrophe mit Ansage", sagten Göring-Eckardt und Hofreiter in Berlin. Die Gefahr durch islamistischen Terrorismus sei
weiterhin sehr konkret.
Laut NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (CDU) hatten die Terroranschläge am 11. September 2001 gravierende Auswirkungen für Muslime in Deutschland. Güler sagte dem Nachrichtenportal "Watson" (Samstag), es sei nach 9/11 auch in Deutschland schwieriger geworden, Muslimin zu sein. Der Tag habe den Fokus der Gesellschaft auf den Glauben verstärkt. Seitdem definierten sich viele Muslime stärker über ihre Religion als zuvor. "Ich glaube, da kommt einiges zusammen. Einerseits ist es eine Trotzreaktion, weil man in vielen von uns gar nichts anderes mehr sieht, auf der anderen Seite der Versuch etwas zu beweisen: Schaut her, es gibt auch die gute Muslime, die keine Terroristen sind!"
In der Bochumer Christuskirche läutete zum Gedenken knapp 20 Minuten lang die Glocke: von 14.46 Uhr bis 15:03 Uhr, den Zeitpunkten, als die zwei von islamistischen Terroristen entführte Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers krachten. Die Aktion soll an die Opfer des Terrors weltweit erinnern und die Hoffnung symbolisieren, "dass Terror eines Tages für immer geächtet werden kann", heißt es auf der Webseite der Kirche. Die Glocke läutet nur einmal im Jahr, immer am 11. September. Sie ist auf Dauer zu schwer
für den Turm der Kirche.
Am 11. September 2001 hatten Mitglieder der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida in den USA vier Passagierflugzeuge entführt. Zwei steuerten sie in die beiden Türme des World Trade Centers in New York, eine weitere Maschine in das Pentagon in Washington. Das vierte Flugzeug stürzte südlich von Pittsburgh ab, nachdem Passagiere versucht hatten, die Kontrolle über die Maschine zu erlangen.