Die Tageszeitung "Corriere della Sera" veröffentlichte das Vorwort zu dem italienischen Band "La vera Europa, identita e missione" (Das wahre Europa. Identität und Mission) an diesem Sonntag.
"Mit der ihm eigenen Klarheit, Unmittelbarkeit und mit Tiefgang umreißt der emeritierte Papst hier in großartiger Weise die 'Idee Europas', die zweifellos die Gründerväter inspiriert hat und die Grundlage seiner Größe ist", so Franziskus. Dabei erinnert er daran, dass sein Vorgänger oft auf das Christentum und den Humanismus Europas verwiesen habe, in deren Mitte die Gestalt Jesu Christi stehe. Er sei "Grundlage des wahren Humanismus, einer neuen Menschlichkeit".
Franziskus kritisiert schwindende Achtung vor menschlichem Leben
Wenn Gott Mensch geworden sei, empfange der Mensch eine ganz neue Würde. Solange der Mensch als Produkt einer zufälligen Evolution betrachtet werde, sei Menschsein selbst ein Zufall und könne ihn auch einmal scheinbar höheren Zwecken opfern. "Wenn aber Gott jeden einzelnen Menschen geschaffen und gewollt hat, dann ist es ganz anders", zitiert Franziskus Benedikt XVI.
Wie der vorige Papst kritisiert auch Franziskus: "Jenseits vieler Worte und lautstarker Proklamationen verschwindet heute in Europa immer mehr der Gedanke der Achtung vor jedem menschlichen Leben." Dies beginne damit, dass das Bewusstsein der Heiligkeit des Lebens schwinde. Benedikt XVI. habe sich nicht gescheut, "mit großem Mut und Weitblick die vielen Erscheinungsformen dieser dramatischen Abkehr vom Schöpfungsgedanken anzuprangern".