Nach einer umfangreichen Diskussion stimmten am Freitag in Frankfurt 168 der 212 Teilnehmenden in Erster Lesung für die Grundtext-Vorlage, bei 28 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen. Diese sieht an mehreren Stellen eine Neuakzentuierung der katholischen Moraltheologie vor und geht dabei über die bestehenden Lehren der Kirche hinaus.
Reformbedarf bei der Frage der Verhütung
Der 30 Seiten umfassende Grundtext enthält insgesamt zehn Voten. Diese lassen ein intensives moraltheologisches Ringen innerhalb der zuständigen Arbeitsgruppe erkennen. Dem Forum gehören sowohl erklärte Konservative wie auch radikale Reformer an. Reformbedarf wird etwa formuliert bei der Frage der Verhütung. In der christlichen Ehe müsse nicht bei jedem Geschlechtsverkehr die Offenheit für Nachwuchs "biologisch realisiert" werden.
Ferner rückt das Papier von einer radikalen Verurteilung von Masturbation ab. Es erteilt sogenannten Konversionstherapien für Homosexuelle eine deutliche Absage und plädiert dafür, dass sich homosexuelle Partnerschaften sowie wiederverheiratete Geschiedene "unter dem ausdrücklich von der Kirche zugesprochenen Segen Gottes gestellt sehen können".
136 Synodale für sakramentale Ehe zwischen Mann und Frau
In der Debatte zu dem Grundtext sprachen mehrere Synodale von einem "Paradigmenwechsel". Zugleich wurde darauf verwiesen, dass es vielfach keine einfachen Lösungen gebe, konservative und liberale Vertreter aber im Ringen um Reformen nicht zu Feinden geworden seien. Die Vollversammlung stimmte dafür, bei der weiteren Arbeit am Grundtext die Mehrheit der eingereichten Änderungsanträge prüfend einzubeziehen. Dafür, die sakramentale Ehe weiterhin auf eine Verbindung von Mann und Frau zu beschränken, votierten 136 Synodale, 57 sprachen sich dagegen aus, 8 enthielten sich.
Keine Mehrheit fand ein alternativ vorgelegter Text von einer konservativen Gruppe um den Passauer Bischof Stefan Oster. 165 Abstimmende votierten dafür, dieser Fassung nicht zu übernehmen, bei 22 Gegenstimmen und 10 Enthaltungen.
Die Forderung nach einer Sexualmoral, die der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert entspricht, war von Anfang an eine treibende Kraft im Reformprojekt des Synodalen Wegs. Viele der vorgeschlagenen Änderungen können allerdings nur vom Papst entschieden werden.