Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Heben wir mal öfter den Blick

WhatsApp und co. lagen am Montag stundenlang flach, nichts funktionierte mehr. Schwester Katharina hat im Radio die Aufforderung gehört, die Chance zu nutzen und sich mal umzusehen, weil wir alle viel zu selten den Blick in die Welt um uns herum heben.

Jugendliche nutzt WhatsApp / © mirtmirt (shutterstock)

Vorgestern gab es bei Facebook, WhatsApp und Instagram eine vielstündige Störung, die weltweit zu spüren war und Milliarden von Nutzern verwirrt und geärgert und gestört hat. Sie konnten keine Nachrichten empfangen oder senden, keine Fotos schicken, keine Geschäfte abwickeln, wie es in einigen Ländern Südostasiens tatsächlich nur über diese Medien geschehen kann.

Auf der Heimfahrt mit dem Auto hatte ich meinen Lieblingssender eingeschaltet und die unglaublich witzige Moderatorin hat ausgerufen: "Liebe Kinder und Jugendliche, liebe Erwachsene, die ihr jetzt auf dem Heimweg seid. Nein, eure Smartphones sind nicht kaputt, es gibt nur eine Störung. Legt das Handy zur Seite und schaut einfach mal nach draußen. Da ist die reale Welt und sie ist sehr schön. Meist bekommt ihr das ja nicht mit, weil ihr nur daddelt. Also probiert es mal aus und schaut raus."

Ich habe schallend gelacht und mich amüsiert. Aber da ist tatsächlich ja etwas dran. Viele von uns haben eine eingeschränkte Sicht auf die realen Dinge, weil sie sich hauptsächlich in den Medien bewegen. Da tut es gut, mal den Kopf zu heben und sich in der realen, uns umgebenden Welt umzuschauen. Die Schöpfung ist übervoll von wunderbaren Geschöpfen und ich verliere nie das Staunen über die Fantasie Gottes und den Anstoß, den er gegeben hat, um immer neues Blühen, Wachsen, Werden, Reifen und Vergehen möglich zu machen.

In einer moderneren Übersetzung des Sonnengesangs des heiligen Franziskus heißt es: Herr, dich loben die Geschöpfe, Herr, dich lobet Raum und Zeit, und in den Strophen werden die Geschöpfe aufgezählt und ihre Möglichkeiten gepriesen. Und jede Strophe endet mit dem Vers: Alle Schöpfung lobt den Herrn. Nur indem sie da sind, loben die Geschöpfe den, der sie geschaffen hat.

Das ist doch mal ein guter Tipp für heute. Allein unser Dasein ist ein Lob Gottes und wir müssen zunächst mal gar nichts dafür tun. Wir sind einfach vor Gott da. Ein paar Augenblicke dieses Tages nutzen, um sich dieses Daseins einfach mal bewusst zu werden, tut uns selbst gut und erdet uns auch wieder. Beim Spazierengehen in einer Stadt habe ich mal eine Inschrift auf dem Pflaster gelesen. "Blick heben" stand da und ich habe es sofort getan. Heben wir heute mal öfter den Blick von unserer Arbeit. Freuen wir uns an der Schöpfung und unseres Daseins als Geschöpf und Kind des Schöpfers.

Schwester Katharina Hartleib


Sr. Katharina Hartleib OSF vor dem Kölner Dom / © Mathias Peter (DR)
Sr. Katharina Hartleib OSF vor dem Kölner Dom / © Mathias Peter ( DR )
Quelle:
DR