An der zweitägigen Veranstaltung nehmen führende Politiker und Religionsvertreter aus 40 Ländern teil. In seiner Eröffnungsansprache stellte der Sant'Egidio-Vorsitzende Marco Impagliazzo die Grundfrage des Treffens: "Wie können wir die Basis für eine neue Welt schaffen, während wir noch die Wunden der Pandemie tragen?"
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel betonte: "Die Welt der Vergangenheit existiert nicht mehr." Nun sei es Zeit für einen gemeinsamen Neuanfang. Dafür müssten die Völker der Erde zunächst erkennen, dass sie alle Teil der einen Menschheitsfamilie seien.
Zwischen arm und reich
Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese wies darauf hin, dass Hass, Kriege und Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt wieder auflebten. Besonders arme Länder seien betroffen. "Es ist keine einfache Zeit für Friedenstifter", so die Ministerin. Dennoch habe die internationale Gemeinschaft die Pflicht, sich - wo immer möglich - für Frieden einzusetzen. Religionen spielten dabei eine wichtige Rolle.
Anglikanerprimas Justin Welby kritisierte, dass die westlichen Gesellschaften in vielerlei Hinsicht zulasten des globalen Südens aufgebaut seien. "Unverständlichem Reichtum" stehe "schreckliche Armut" gegenüber. Ein solches Modell sei "auf Sand gebaut", so der Erzbischof von Canterbury. Wenn man die Welt auf gleicher Basis wiederaufbaue, stehe die Menschheit vor einer noch schlechteren Zukunft.
Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft
Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER), Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, äußerte sich hoffnungsvoller. Im Gegensatz zu früheren Pandemien könnten die Bürger der Welt heute gemeinsam Verantwortung übernehmen. Die Religionen böten dabei "Quellen der Weisheit", die es zu nutzen gelte.
Mohamed Al-Duwaini, Stellvertreter des Großimams von Al-Azhar in Kairo, äußerte sich ähnlich. Er habe ein Gefühl von "Hoffnung und Optimismus", dass die Menschheit fähig sei, das Leben für alle besser zu machen.
Die von Sant'Egidio veranstalteten "Gebetstreffen für den Frieden im Geiste von Assisi" finden jährlich an unterschiedlichen Orten statt. Höhepunkt der aktuellen Ausgabe ist die Abschlussfeier am Donnerstagnachmittag mit Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Kolosseum. Die 1968 in Rom gegründete Bewegung Sant'Egidio widmet sich karitativer Arbeit, Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen.