Es handle sich um ein "starkes und wichtiges Zeichen", sagte die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd), Mechthild Heil, am Donnerstag in Düsseldorf. Welskop-Deffaa sei ein Vorbild für Frauen in Führungspositionen. Die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Maria Flachsbarth, sprach von einem "deutlichen Signal für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche". Die hauptberufliche wie ehrenamtliche Caritas-Arbeit werde bereits überwiegend von Frauen geleistet.
Am Mittwoch hatte die Caritas-Delegiertenversammlung die 62 Jahre alte Volkswirtin zur neuen Caritaspräsidentin und damit zur Nachfolgerin von Peter Neher (66) gewählt; er hatte Deutschlands größten Sozialverband 18 Jahre lang geleitet. Die Position ist eine Schlüsselstelle bei der Mitgestaltung der Sozialpolitik in der Bundesrepublik. Die Amtsübergabe ist für Mitte November geplant.
Stärkung der Caritas-Standorte Brüssel und Berlin
Welskop-Deffaa dankte für das in sie gesetzte Vertrauen. Es sei ein positives Signal, dass der Caritasverband nun erstmals von einer Frau geleitet werde. Als wichtige Aufgabenfelder nannte sie die Stärkung des Sozialstaates, eine sozialgerechte Gestaltung der Klimapolitik und den digitalen Wandel. Verbandsintern gilt Welskop-Deffaa als Verfechterin einer Stärkung der Caritas-Standorte Brüssel und Berlin.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wünschte Welskop-Deffaa bei ihrer "verantwortungsvollen Aufgabe" viel Erfolg. Als Herausforderungen für die Caritas nannte er die "sozial gerechte ökologische Transformation" sowie "Erhalt und Verbesserung des Lebensschutzes".
Bereits seit 2017 im Caritas-Vorstand tätig
Welskop-Deffaa saß bereits seit 2017 im Vorstand des Deutschen Caritasverbands. Zuvor arbeitete die Duisburgerin im Vorstand der Gewerkschaft Verdi und leitete von 2006 bis 2012 die Gleichstellungsabteilung im Bundesfamilienministerium. Auch für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und KDFB war Welskop-Deffaa tätig.
ZdK-Präsident Thomas Sternberg betonte: "Sie ist die richtige Frau für diese Aufgabe. Als Volkswirtin mit mehrjähriger Erfahrung im Caritas-Vorstand wird sie eigene Akzente setzen."
Hermes bleibt Stuttgarter Stadtdekan
Unterdessen wurde bekannt, dass Christian Hermes Stadtdekan in Stuttgart bleibt. Indem die Delegierten erstmals eine Frau an die Spitze des Verbands wählten, hätten sie ein deutliches Zeichen gesetzt, erklärte er. Er nehme das Wahlergebnis sportlich und bleibe gerne Stadtdekan.
Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Verband engagiert sich auf allen Gebieten der Gesundheits-, Jugend- und Sozialhilfe. Rund 8.000 rechtlich eigenständige Träger unterhalten bundesweit mehr als 24.000 Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Altenpflegeheime, ambulante Pflegedienste oder Beratungsstellen. Zuletzt an Bedeutung gewonnen haben digitale Angebote. Die Caritas finanziert sich durch die öffentliche Hand, Beiträge und Spenden sowie durch kirchliche Zuschüsse.