Wort des Bischofs

Zeit der Erneuerung

"Was werden Sie denn jetzt in der Auszeit machen?" Diese Frage hat Kardinal Woelki in den vergangenen Tagen häufig zu hören bekommen. Nun gibt er Einblicke, wie er diese Zeit nutzen will.

 (DR)

In den beiden letzten Wochen habe ich viele gute Ratschläge bekommen, was ich in den kommenden Monaten bis zum Beginn der österlichen Bußzeit im nächsten Jahr tun sollte. Und immer wieder bekam ich auch offen die Frage gestellt: "Was werden Sie denn jetzt in der Auszeit machen? Wie werden Sie die Zeit verbringen?" Manchmal habe ich dann zurückgefragt: "Wie werden Sie denn diese Zeit gestalten?" Und auf das fragende Gesicht meines Gegenübers habe ich erklärt: "Der Heilige Vater wünscht sich eine Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und der Versöhnung sowohl für den Erzbischof wie auch das ganze Erzbistum." Ich werde mir in der kommenden Zeit vor Gott Gedanken machen, wie wir gemeinsam in die Zukunft gehen können. Große Aufgaben liegen in den kommenden Jahren vor uns. Wie können die gelingen? Wir sollten sie auf jeden Fall versöhnt meistern – aus dem Hören auf Gott heraus. Wie sieht also so ein Aufeinander zu gehen aller in unserem Bistum aus? Wie kann es eine Erneuerung im Glauben geben? Also Auszeit für alle? Zumindest ein Innehalten, eine Erneuerung, Versöhnung - für mich, für alle.

Was ich in der Zeit bis Aschermittwoch des nächsten Jahres konkret tun will? Zunächst werde ich 30 tägige Exerzitien machen, auch ein Grund, warum ich den Heiligen Vater um diese Auszeit gebeten hatte. Und was werde ich noch tun in dieser Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und der Versöhnung?

Ich würde mich gerne in benachbarten Kirchen, vielleicht in den Niederlanden über deren Wege der Seelsorge informieren. Noch mal einen anderen Blick auf Vieles bekommen, das wünsche ich mir. Auf die Kirche, auf die Bedürfnisse der Menschen, auf mich. Und Sie wissen ja: mein Herz schlägt für soziale Projekte. So wie ich das bei den Besuchen in den Flutgebieten getan habe; und bei der Öffnung des Priesterseminars für Obdachlose und beim Einsatz des gesamten Erzbistums für Flüchtlinge in der Aktion neue Nachbarn. Und als das Flüchtlingsboot am Dom stand und wir von dort einem Gottesdienst gefeiert haben, um unsere Solidarität zu zeigen. Da schlägt mein Herz, bei Menschen in Not und an den sozialen Rändern. Vielleicht wachsen in dieser Zeit der Sammlung neue Ideen. Noch mal ganz andere Perspektiven entwickeln. Denn ich will mich auch in Zukunft immer wieder einbringen, will zuhören, lernen, unterstützen und helfen – Seelsorger sein. So in etwa kann ich mir die Zeit bis zum Beginn der österlichen Bußzeit im nächsten Jahr vorstellen. Ganz wichtig und an erster Stelle wird aber die Ruhe für das Gebet und für Gott sein. 

Wir alle haben jetzt ein paar Monate kostbare Zeit, Zeit zum Innehalten, zur Erneuerung und Versöhnung. Um neue Perspektiven für die gemeinsame Zukunft zu entwickeln. Ich würde mich freuen, wenn wir diesen Weg im Gebet vor Gott gemeinsam erbeten.

Ihr

Rainer Woelki,

Erzbischof von Köln


Quelle:
DR