Auch Religionsvertreter haben Kritik an einer Anzeige der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) geübt. So meinte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, am Freitag via Twitter, die Initiative habe sich hier "völlig im Ton vergriffen". Solchen Darstellungen könnten Vorurteile schüren, so Knobloch.
Das Institut hatte in mehreren großen Tageszeitungen eine Anzeige mit einer Fotomontage der Grünen-Kanzlerkanditatin Annalena Baerbock geschaltet. Sie ist orientalisch gekleidet und trägt zwei Tontafeln. Damit erinnert sie an die biblische Figur des Mose bei der Verkündigung der zehn Gebote. Unterschrieben ist die Fotomontage mit dem Slogan "Wir brauchen keine Staatsreligion". Auf den Tafeln steht in Anlehnung an die zehn Gebote unter anderem "Du darfst kein Verbrenner-Auto fahren" und "Du darfst nicht fliegen".
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wurde im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründet und versteht sich als eine von Arbeitgeberverbänden getragene Lobbyorganisation.
Der evangelische Theologe Christoph Markschies bezeichnete die Anzeige ebenfalls als "schreckliches Musterbeispiel
für eine perfekte Doppelstunde Vorurteile über das Judentum in Schule und Universität". Das Judentum werde "wieder einmal porträtiert als eine Gesetzesreligion voller absurder Verbote". Der Religionswissenschaftler und Beauftragter des Landes Baden Württemberg gegen Antisemitismus, Michael Blume, warnte auf Twitter mit Blick auf die Anzeige davor, im Wahlkampf antisemitische Verschwörungsmythen zu bedienen. (kna)