Misereor prangert EU-Migrations und Flüchtlingspolitik an

"Thema wird nicht strukturell angegangen"

Misereor fordert von der EU eine grundlegende Kehrtwende in der Migrations- und Flüchtlingspolitik. Frontex und Zäune seien keine Antwort auf die Krisen der Welt, Schutzbedürftige müssten innerhalb von Europa aufgenommen werden.

Migranten hinter einem Zaun / © Kay Nietfeld (dpa)
Migranten hinter einem Zaun / © Kay Nietfeld ( dpa )

"Trotz der vielen Anstrengungen und Gipfeltreffen wird das Thema nicht wirklich strukturell angegangen", kritisierte der Geschäftsführer des Werks für Entwicklungszusammenarbeit, Martin Bröckelmann-Simon, in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Aachen.

Europäische Flüchtlingspolitik hat versagt

"Frontex und Zäune sind keine Antwort auf die Krisen dieser Welt", betonte Bröckelmann-Simon. Es brauche stattdessen mehr humanitäre direkte Aufnahmen von Schutzbedürftigen von vor Ort direkt in Europa - ohne dass Menschen sich auf gefährliche Wege begeben müssten. 

Beispielhaft zeige sich das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik an den beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla sowie an der Situation von Flüchtlingen in der Türkei und in Griechenland, so der Misereor-Geschäftsführer.

Langfristige Antworten 

"Auf dem Rücken der Menschen, die hin- und hergeschoben werden, werden politische Fragen verhandelt. Aber weder kommt es zu ordentlichen Verfahren, die den Asylschutz prüfen, noch wird die Situation langfristig bearbeitet."

Flüchtlinge in Deutschland

Die Zahl der neu nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge ist 2017 auf gut 186 000 weiter zurückgegangen. Das gab der amtierende Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Dienstag in Berlin bekannt. Damit bewegt sich die Zahl innerhalb des von Union und SPD in ihren Sondierungen für eine große Koalition festgelegten Zielkorridor von 180 000 bis 220 000 Asylverfahren pro Jahr. 2016 waren es noch 280 000 Menschen und 2015 rund 890 000, die in Deutschland als Asylsuchende registriert wurden.

 Ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine
 / © Adelaide Di Nunzio (KNA)
Ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine / © Adelaide Di Nunzio ( KNA )
Quelle:
KNA