Polens katholische Bischofskonferenz hat "ernste moralische Einwände" gegen die Corona-Impfstoffe der Pharmaunternehmen Astrazeneca und Johnson & Johnson erhoben. Der Vorsitzende der Bioethik-Expertengruppe der Bischofskonferenz, Weihbischof Jozef Wrobel, kritisierte, dass Zellstofflinien abgetriebener Föten für die Herstellung beider Vakzine verwendet würden. Katholiken sollten deshalb einer Impfung mit ihnen nicht zustimmen, außer sie seien etwa aus beruflichen Gründen dazu verpflichtet oder hätten keinen anderen Impfstoff zur Auswahl. Dann dürften sie diese Präparate "ohne moralische Schuld nutzen".
Mit derselben Begründung hatte bereits unter anderem die US-Bischofskonferenz Katholiken empfohlen, den Impfstoffen von Biontech-Pifzer und Moderna den Vorzug zu geben. Von einer Impfung mit den Präparaten von Astrazeneca und Johnson & Johnson riet sie ab. Ein ausdrückliches Veto sprach sie aber nicht aus. Für die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson wurden Zelllinien von menschlichen Föten verwendet, die in den 1970er beziehungsweise 1980er Jahren abgetrieben wurden. Fachleute betonen, dass nie ein Fötus mit dem Ziel abgetrieben worden sei, als Ausgangsmaterial für die Impfstoffproduktion zu dienen. Vielmehr würden Zelllinien abgetriebener Föten immer wieder reproduziert und eingefroren.
Nach dem katholischen Kirchenrecht zieht die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch die Exkommunikation nach sich. Wrobel erklärte, die ausnahmsweise Zulässigkeit der beiden Impfstoffe bedeute nicht, dass man Abtreibung akzeptiere. Er verwies darauf, dass keine Schwangerschaft im Auftrag der Impfstoffhersteller abgebrochen worden sei. "Der Impfstoff ist mit der Abtreibung nur durch das biologische Material verbunden, das von ihr stammt", so der Bischof. Katholiken müssten jedoch auf jede ihnen mögliche Weise "entschiedenen Widerstand gegen die Verwendung von biologischem Material unmoralischen Ursprungs bei der Impfstoffproduktion zum Ausdruck bringen, damit sie nicht als indirekte Befürworter von Abtreibung angesehen werden". Zum Beispiel sollten sie mit Briefen Institutionen widersprechen, die diese Impfstoffe beziehen oder vertreiben. (KNA, 14.4.21)