Angesicht einer weltweit wachsenden Zahl von Hungernden insbesondere durch steigende Nahrungsmittelpreise zeigt sich Entwicklungsminister Gerd Müller besorgt. Der CSU-Politiker forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, die milliardenschweren Finanzlöcher beim Welternährungsprogramm der Uno zu schließen. "Das Welternährungsprogramm, für Millionen Menschen die letzte Rettung vor dem Verhungern, hat einen Bedarf von 15 Milliarden US-Dollar - davon haben die Staaten aber gerade einmal die Hälfte bereitgestellt", sagte Müller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). "Das dürfen wir nicht hinnehmen."
Müller sagte, Deutschland gehe als zweitgrößter Geber für das Welternährungsprogramms (WFP) schon heute voran. Nach Angaben des Ministeriums überwies Deutschland im vergangenen Jahr an das WFP die bisherige Rekordsumme von 1,056 Milliarden Euro. Das waren rund 200 Millionen Euro mehr als 2019.
Der Entwicklungsminister betonte, nicht nur die Pandemie lasse die Nahrungsmittelpreise steigen. Andere Krisen, wie der Klimawandel und politische Konflikte, verstärkten diese Entwicklung.
"So verbinden sich Corona, der Klimawandel und Konflikte immer mehr zu einer Polypandemie", so Müller. Es müsse jetzt nicht nur darum gehen, die Pandemie zu besiegen. Es seien auch Investitionen in die Ernährungssicherung notwendig, in eine nachhaltige Landwirtschaft und eine funktionierende ländliche Entwicklung, forderte der Minister.
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen hatte am Donnerstag wegen gestiegener Nahrungsmittelpreise vor einem Mangel an Essen für Millionen von Menschen gewarnt. Das WFP geht von 270 Millionen Menschen aus, die 2021 akut an Hunger leiden oder davon stark gefährdet sein werden. Das entspräche einem Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (kna, 10.07.2021)