Deutschland erhält zwei neue Welterbestätten. Zum ersten Mal zeichnete die Unesco jüdisches Kulturgut in Deutschland aus, indem die begehrte Auszeichnung an die sogenannten Schum-Stätten Mainz, Worms und Speyer als eine Wiege des europäischen Judentums ging. Auch der Niedergermanische Limes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches wurde als neues Welterbe eingestuft. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) traf die Entscheidungen überraschend noch am Dienstag auf seiner Sitzung im chinesischen Fuzhou.
Die Schum-Stätten Mainz, Worms und Speyer in Rheinland-Pfalz sind Orte des jüdischen Mittelalters und werden auch "Jerusalem am Rhein" genannt. Schum ist eine Abkürzung aus den mittelalterlichen hebräischen Anfangsbuchstaben der Städte. In Mainz gehört der Alte Friedhof zum Erbe des jüdischen Volkes. Rund 1000 Jahre nach den ersten Beisetzungen sind noch viele historische Grabsteine zu finden. Auch in Worms gibt es einen jüdischen Friedhof, zudem ein Viertel mit Synagoge, Ritualbad (Mikwe) und Museum. Speyer hatte ein ähnlich reiches jüdisches Gemeindeleben.
Das Welterbekomitee tagt noch bis Samstag online und vor Ort. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Zustand eingeschriebener Stätten. Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangenen Jahr verschoben worden. Auf der Welterbeliste stehen mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Deutschland hat jetzt 50 Welterbestätten. (dpa, 27.07.2021)