Afrikas Sahelregion droht zum Pulverfass zu werden

Über eine Million Menschen auf der Flucht

Drastischer geht es kaum: Millionen Menschen stünden in einem Epizentrum von Konflikt, Armut, Gewalt, Klimawandel, Unterentwicklung und starkem Bevölkerungswachstum.

Flüchtlinge / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Flüchtlinge / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das sagt der höchste Krisenmanager der Vereinten Nationen über die Lage in der Sahel-Region in Afrika. Eine Hungerkrise zeichne sich ab, und der Abgrund sei noch schneller erreicht worden als noch vor ein paar Monaten gedacht, erklärt der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock.

Am 20. Oktober 2020 kamen bei einer Geberkonferenz nach UN-Schätzung rund 1,7 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) an Hilfsgeldern für die nächsten Jahre zusammen. Der genaue Spendenbetrag war zunächst nicht bekannt. Deutschland beteiligt sich laut Außenminister Heiko Maas (SPD) mit insgesamt 100 Millionen Euro. Neben der Nothilfe sollen vor allem Projekte für langfristige Entwicklung verstärkt werden. Die Zahl der Menschen, die Hilfe brauchen, ist seit März 2019 um 50 Prozent auf 13 Millionen gestiegen. In diesem Jahr sind 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) nötig, um die Bedürftigsten zu unterstützen.

Die Sahel-Region ist ein rund 600 Kilometer breites Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik über eine Länge von 5900 Kilometern bis zum Roten Meer erstreckt. Etliche bewaffnete Gruppen sind dort aktiv. Einige haben den Terrorgruppen Islamischer Staat (IS) oder Al-Kaida die Treue geschworen. Die frühere Kolonialmacht Frankreich hat dort bei der Anti-Terror-Mission "Barkhane" 5100 Soldaten im Einsatz. In Mali hilft auch die Bundeswehr im Anti-Terror-Kampf.

Unter den sieben Sahel-Staaten ist die Lage in Burkina Faso, Niger und Mali besonders prekär. In dem an die Sahara grenzenden Staat Burkina Faso wachsen die Flüchtlingszahlen so schnell wie in keiner anderen Region der Welt, so das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Mehr als eine Million Menschen sind auf der Flucht vor blinder Gewalt, die wahllos Männer, Frauen und Kinder trifft.

Die Gesellschaftsstrukturen brechen zusammen, auch durch die Klimakrise. Sie schürt Konflikte zwischen Bauern und Hirten, die um schwindendes fruchtbares Land streiten. Extremisten fachen Konflikte zwischen ethnischen Gruppen an, kriminelle Gangs locken Kinder mit falschen Versprechungen an und terrorisieren Nachbarschaften.

Quelle:
dpa