Das sagte die UN-Menschenrechtschefin Michelle Bachelet am Freitag in Genf. "Unsere Zahlen umfassen nur die Personen, die mit vollem Namen identifizierbar sind, ein Todesdatum haben und in einem identifizierten Gouvernement gestorben sind."
Analysen der UN wiesen darauf hin, dass die tatsächliche Anzahl der Getöteten zwischen März 2011 und März 2021 eigentlich höher liege. In vielen Fällen fehlten jedoch Informationen oder überhaupt eine Dokumentation der Todesfälle.
UN-Angaben zufolge sind in dem Konflikt bislang auch mehr als 27.000 Kinder umgekommen. Die meisten Menschen wurden demnach in Aleppo getötet. "Die Ungerechtigkeit und der Horror jedes einzelnen dieser Todesfälle sollten uns zum Handeln zwingen", sagte Bachelet.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte zählte vor einem halben Jahr 388.000 Todesopfer, darunter 117.000 Zivilisten.
Im März 2011 waren in Syrien Proteste gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad gewaltsam niedergeschlagen worden. Der Konflikt entwickelte sich zu einem Bürgerkrieg, in den viele ausländische Mächte eingriffen. Mit Hilfe Russlands und des Irans konnte die Regierung nach anfänglichem Gebietsverlust wieder große Teile Syriens einnehmen. Im Osten herrschen Kurden mit US-Unterstützung, in Teilen Nordsyriens türkische Truppen und islamistische Milizen. Laut UN kontrolliert Assad derzeit rund 70 Prozent des Landes und 40 Prozent der Bevölkerung. Nach einer umstrittenen Wahl wurde er im Juli für eine vierte Amtszeit vereidigt.
UN-Menschenrechtsbeobachter sehen derzeit keine Hoffnung auf Aussöhnung in dem Bürgerkriegsland. Regierungskräfte würden Menschen im Land willkürlich inhaftieren und foltern, hieß es kürzlich von der Untersuchungskommission für Syrien. Es gebe einen "Krieg gegen die Zivilbevölkerung".
(Quelle: dpa, 24.09.2021)