Eine theologische Betrachtung zum Christkönigsfest

Wahrhaft königliche Haltung gefragt 

Eine königliche Lebenshaltung hat nichts mit Juwelen, Palästen und edlen Roben zu tun. Vielmehr geht von ihr eine besondere Würde aus, gespeist aus der Fürsorge für andere. Jesus lädt uns dazu ein, es ihm gleichzutun.

Autor/in:
Fabian Brand
Christus-Statue in Rio / © Ksenia Ragozina (shutterstock)
Christus-Statue in Rio / © Ksenia Ragozina ( shutterstock )

Ein bisschen wie Könige sahen sie ja schon aus - die Päpste, die noch mit der Tiara gekrönt wurden. Einegroße goldene Krone bestehend aus drei Stockwerken trugen sie auf ihrem Haupt. Und so war es auch üblich, dass man die Einführung eines neuen Papstes als dessen Krönung bezeichnete. Bei der Überreichung der Tiara wurden folgende Worte gesprochen: "Empfange die dreifache Krone und vergiss nie, dass du Vater der Fürsten und Könige bist, das Haupt der Welt und der Statthalter Jesu Christi."

Wer nicht wusste, welche Stellung ein Papst einnimmt, der konnte ihn leicht mit einem weltlichen Herrscher verwechseln. Nicht nur, dass er eine Krone trug, sondern auch die prunkvollen Gewänder und das Gefolge legten einen solchen Gedanken nahe.

König oder nicht?

"Also bist du doch ein König", lautet die Frage, die der römische Statthalter Pontius Pilatus Jesus bei seinem Verhör vor der Kreuzigung stellt. Wahrscheinlich lag die Betonung dabei auf dem "doch". Denn so ganz selbstverständlich war es ja nicht, dass dieser Zimmermannssohn aus dem Dorf Nazareth ein König sein sollte. Gekleidet war er wohl nicht wie ein Monarch, und auch sein Gefolge ließ zu wünschen übrig: Keine Kohorte folgte ihm, keine Schweizer Garde, sondern Arme und Kranke, Sünder, Zöllner und Dirnen. Das waren die Menschen, mit denen Jesus sich abgegeben hat.

Nein, ein königliches Leben hat Jesus wirklich nicht geführt. Ein Schloss hat er auch nicht besessen, vielmehr betont er, dass der Menschensohn nicht einmal einen Stein hat, auf dem er seinen Kopf betten kann. "König Jesus", das ist doch eine recht eigenartige Anrede an diesen Menschen, der alles andere sein wollte als ein König. Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist der Christkönigssonntag. Wir feiern Christus als den König der Welt, und in vielen Kirchen wird an diesem Sonntag gesungen: "Christus, du allein, du sollst König sein".

"Mein Königtum ist nicht von dieser Welt"

Was das bedeutet, zeigt uns das Evangelium, das wir an diesem Sonntag hören: Denn Jesus ist kein König, dem man seine royale Abkunft ansehen würde. Pilatus muss schon nachfragen, ob Jesus wirklich ein König ist. Und Jesus bejaht das, aber er schiebt eben nach: "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt". Es ist nicht von dieser Welt, weil Jesus nicht von dieser Welt ist, sondern weil er vom Vater ausgegangen ist und dorthin wieder zurückkehrt. Wenn wir Christus als den König der Welt feiern, dann dürfen wir ihn nicht mit einem der Royals vergleichen, die es in menschlichen Dynastien gibt.

Manche Darstellungen zeigen den Gekreuzigten, der mit einem Messgewand bekleidet und mit einer goldenen Krone auf dem Haupt am Kreuz hängt. Ein solcher König ist Jesus gerade nicht. Wenn wir wissen wollen, wie Christus, der König, wirklich aussieht, müssen wir den Leidenden betrachten, der die Dornenkrone trägt. Denn Christus ist einer von uns, einer, der unsere Leiden auf sich geladen hat, der unseren Schmerz und unsere Enttäuschung geteilt hat. Unser König ist unser Bruder.

Päpste wie Könige

Wie Könige haben sie ausgesehen, die Päpste der vergangenen Jahrhunderte. Und sie hatten damit wenig gemeinsam mit Christus, dem Herrn, dem man sein Königsein nicht angesehen hat. Von ihm können wir lernen, dass man nicht wie ein König aussehen muss, um einer zu sein.

Dass es viel wichtiger ist, an der Seite der Menschen zu stehen, ihre "Freude und Hoffnung, ihre Trauer und Angst" zu teilen. Den Menschen in allen Lebenslagen beizustehen und ihnen die Botschaft von der nahegekommenen Gottesherrschaft zu verkünden. Von Christus können wir lernen, dass sich ein königliches Leben nicht an der Kleidung oder Krone entscheidet: Entscheidend ist die Lebenshaltung, sind die Worte, die wir zu unseren Mitmenschen sprechen und die Gesten, mit denen wir ihnen begegnen. Das macht auch uns zu Königen.

Der Christkönigssonntag lädt uns Jahr für Jahr wieder ein, auf Christus zu blicken, den Gekreuzigten: Er trägt unsere Verwundungen und Schmerzen, er breitet die Arme aus, um uns zu umarmen. Wenn wir so leben wie er, dann erhalten wir Anteil an seinem Königtum. Dann kann man uns ansehen, dass wir Könige sind: nicht an unserer Kleidung, sondern an unserem Handeln und an unseren Worten.


Quelle:
KNA