"Wir dürfen nicht länger über sie reden, als seien sie nicht selber Kirche", sagte er in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Der 61-jährige Bedford-Strohm gilt als innovationsfreudiger Digitalbischof. Auf die Frage, was er selbst von jungen Leuten gelernt habe, sagte er: "Etwas riskieren, einfach ausprobieren, keine Angst haben, dass es schief geht."
In diesem Zusammenhang verteidigte der Ratsvorsitzende auch den Einsatz seiner Kirche für die Seenotrettung: "Wenn Jesus sagt, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dann ist das eine klare Ansage. Dann kann ich nicht sagen, Glaube ist nur Gebet und Spiritualität, sondern muss mich für die Überwindung der Not einsetzen."
Heutige Mitgliedszahlen sind ehrlicher
Die jüngsten Mitgliederverluste der Kirche seien ein absehbarer Trend: "Menschen entscheiden heute frei und ohne Zwang, ob sie der Kirche angehören wollen. Insofern sind die heutigen Zahlen ehrlicher." Der Ratsvorsitzende warnte jedoch davor, die Lage schlecht zu reden: "Wer will denn Mitglied in einer Kirche sein, die dauernd von ihrem Untergang redet?"
Anfang November wählt die EKD einen neuen Ratsvorsitzenden. Bedford-Strohm stellt sich nicht noch einmal zur Wahl. Es sei gut, "wenn nach sieben Jahren eine neue, jüngere Person dieses Amt übernimmt. Niemand ist unersetzlich, und mit einer neuen Person sind immer Aufbrüche verbunden", sagte er.
Von Ostdeutschland lernen
Mit Blick auf leere Kirchen prognostizierte Bedford-Strohm: "Wir werden noch viel Abschied nehmen müssen." Und weiter: "Wir kommen jetzt in eine Phase, wo wir noch viel von Ostdeutschland lernen können."
Leider fehlten an der Spitze seiner Kirche die Ostdeutschen. "Klar ist, wir haben da ein Defizit. In Führungsgremien wie dem Rat der EKD sind bislang weit überdurchschnittlich viele Westdeutsche."