Morgenimpuls von Schwester Katharina

Trost auf dem Friedhof

An Allerseelen erinnert sich Schwester Katharina an die sonntäglichen Besuche auf dem Friedhof in ihrer Kindheit. Es macht die eigene Sterblichkeit bewusst – und schenkt auch Trost.

Ein Grablicht erinnert an Verstorbene / © SosnaRadosna (shutterstock)
Ein Grablicht erinnert an Verstorbene / © SosnaRadosna ( shutterstock )

Der Tag Allerseelen ist der Gedenktag an alle Verstorbenen. Gestern an Allerheiligen haben wir an die vielen offiziellen und inoffiziellen Heiligen gedacht. Und heute denken wir an alle Verstorbenen und beten für sie.

Ich kenne seit meiner Kindheit, dass wir sonntags zum Friedhof gegangen sind, oft nur ganz kurz als Startpunkt zu einer Wanderung oder als Endpunkt eines langen Spaziergangs. Und ich habe da immer schon gespürt, dass es eine gute Übung ist. Dieses kurz Bleiben am Grab, das Gebet für die Lieben, macht einem selbst klar, dass wir sterben werden und dass wir nicht beten würden, wenn das Grab das Ende von allem wäre. Weil wir aber glauben, dass der Tod der Beginn des neuen Lebens ist, ist es auch für mich selbst eine heilsame Erfahrung.

"Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand" lesen wir in den offiziellen Texten des Tages. Sich selbst und die Seelen der gestorbenen Mitmenschen in Gottes Hand zu wissen, ist ein ziemlich tröstliches Wissen. Von der Heiligen Klara von Assisi habe ich einige Zeilen gelesen, die mir sehr gefallen haben. Sie sagt in einem Segen an die jetzigen und die zukünftigen Schwestern, dass sie doch bitte immer Liebhaberinnen ihrer eigenen unsterblichen Seele und der Seelen ihrer Mitschwestern sein sollen.

Wir Heutigen würden vielleicht so sagen: Denkt daran, dass bei allem, was schwierig und kompliziert im Zusammenleben ist - jede und jeder hat eine unsterbliche Seele von Gott. Und bei ihrem Sterben, also beim Sterben der Klara, hören die Schwestern, die bei ihr sind, wie sie zu ihrer Seele sagt: "Geh in Sicherheit, du hast ein gutes Weggeleit. Geh, denn der dich geschaffen hat, hat dich geheiligt!"

Könnten wir also heute mit der heiligen Klara beten: "Der dich geschaffen, schenkt dir sein Erbarmen, er ist Dir Vater er hat dein Heil gewirkt. Trägt deine Seele in seinen starken Armen, wie eine Mutter, die ihre Kinder birgt. Ehre dem Vater und Ehre auch dem Sohn, Ehre dem Geist, der in uns allen wohnt. Amen."


Sr. Katharina Hartleib OSF vor dem Kölner Dom / © Mathias Peter (DR)
Sr. Katharina Hartleib OSF vor dem Kölner Dom / © Mathias Peter ( DR )
Quelle:
DR