Bonifatiuswerk sammelt für katholische Minderheiten

Diaspora-Aktion unter dem Motto "Werde Liebesbote!"

Alljährlich im November ruft das Bonifatiuswerk zu Spenden für katholische Minderheiten auf. Bekannt vor allem durch die gelben "Boni-Busse" fördert die Hilfsorganisation viele Projekte in Deutschland und Nordeuropa.

Autor/in:
Michael Althaus
Fahne mit der Aufschrift "Keiner soll alleine glauben" am Hauptsitz des Bonifatiuswerkes in Paderborn / © Andreas Kühlken (KNA)
Fahne mit der Aufschrift "Keiner soll alleine glauben" am Hauptsitz des Bonifatiuswerkes in Paderborn / © Andreas Kühlken ( KNA )

"Werde Liebesbote!" - unter diesem Leitwort steht in diesem Jahr die bundesweite Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken. Sie wird am Sonntag in Hildesheim eröffnet. Zwei Wochen lang informiert das kirchliche Hilfswerk über die Lage von Katholiken, die in einer Minderheitensituation leben, bevor es am dritten Sonntag im November, dem sogenannten Diaspora-Sonntag, in allen katholischen Gottesdiensten um Spenden bittet.

"Mit dem Motto 'Werde Liebesbote' möchten wir zum Ausdruck bringen, dass die Liebe zum Kern des christlichen Glaubens gehört und alle Christen dazu eingeladen sind, Liebesboten zu sein oder zu werden, insbesondere durch tätige Nächstenliebe im Einsatz für ihre Mitmenschen", erklärt der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Georg Austen. "Denn Kirche lebt von Menschen, die sich einbringen und Herz zeigen."

Projekte in Nord- und Ostdeutschland, Skandinavien und dem Baltikum

Der Gottesdienst in Hildesheim mit dem dortigen Bischof Heiner Wilmer beginnt um 10.00 Uhr (Übertragung bei DOMRADIO.DE). An der Feier nehmen auch Bischöfe aus Lettland, Island und Norwegen teil. Am 21. November, dem sogenannten Diaspora-Sonntag, sind bundesweit alle Kirchengemeinden eingeladen, die Gottesdienste zum Leitwort zu gestalten und eine Kollekte für die Arbeit des Bonifatiuswerks abzuhalten. Durch die Spenden kann das in Paderborn ansässige Hilfswerk Projekte in Nord- und Ostdeutschland, Skandinavien und dem Baltikum fördern.

Beispielsweise wird das Martinshaus in der lettischen Hafenstadt Liepaja unterstützt. Die Einrichtung ist seit vielen Jahren Anlaufstelle für Frauen in Krisen- und Notsituationen. Lettland gilt als eines der ärmsten Länder in der EU. Alkohol, Gewalt und die Abwanderung von jungen Vätern auf der Suche nach höheren Löhnen tragen zum Zerfall von Familien bei.

Rund 30 Familien betreut Leiterin und Sozialarbeiterin Iveta Jansone und bringt ihnen Lebensmittel, Windeln für die Kinder sowie Brennholz im Winter. Zusätzlich können die Familien das Martinshaus auch aufsuchen. Dort finden sie nicht nur materielle, sondern auch psychologische Unterstützung. Mit Spenden in Höhe von 150 Euro kann das Haus einen Monat lang Lebensmittel für eine vierköpfige Familie finanzieren.

Unterstützt wird auch das Familienzentrum "Kloster Kerbscher Berg" auf dem Gelände eines ehemaligen Franziskanerklosters im thüringischen Dingelstädt, das Ort der Begegnung und der Bildung sein will. Das Angebot reicht von Eltern-Kind-Kursen über Sprachkurse,

Hilfe und "Boni-Busse"

Beratungs- und Trauergespräche, Sport bis hin zu kreativen Handwerks- und Glaubenskursen. Die Einrichtung will ihr religiöses Angebot erweitern und die ehemalige Klosterkirche zu einem Gotteshaus für Familien umbauen. Dafür erhält sie vom Bonifatiuswerk finanzielle Hilfe.

Seit jeher fördert die 1849 gegründete Hilfsorganisation den Bau und die Restaurierung von Kirchen. Tradition hat auch die Unterstützung für die Ausbildung von Priestern und Seelsorgern. Doch inzwischen richtet das Hilfswerk den Blick vermehrt auch auf neu entstehende Diaspora-Situationen in Deutschland, wo selbst aus früher "streng katholischen" Bistümern wie Münster, Köln und Paderborn heute Minderheitsregionen geworden sind.

Konkrete Hilfe und gleichzeitig ein ins Auge springender Image-Gewinn sind in solchen Gegenden die "Boni-Busse". Die rapsgelben Kleintransporter helfen beim Überwinden weiter Wege zum Kommunionunterricht, zur katholischen Schule oder zum Seniorentreff.

771 Projekte mit 13 Millionen Euro gefördert

2020 hat das Bonifatiuswerk laut seinem Jahresbericht 771 Projekte mit 13 Millionen Euro gefördert. Die Erträge aus Kollekten - wie der am Diaspora-Sonntag - sind coronabedingt um 2,2 Millionen auf 2,77 Millionen Euro zurückgegangen - eine Entwicklung, die Generalsekretär Austen mit Sorge betrachtet.

Zugleich weist er darauf hin, dass sich die Einnahmen aus sonstigen Spenden und Erbschaften erhöht hätten. Es habe sehr viele Menschen gegeben, die gerade jetzt durch Spenden ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht hätten. "Von daher sind wir sehr froh sowie den Spenderinnen und Spendern dankbar, dass wir in dieser Hinsicht im Gesamthaushalt stabil geblieben sind, um unseren Projektpartnern auch in schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen."


Georg Austen / © Andreas Kühlken (KNA)
Georg Austen / © Andreas Kühlken ( KNA )

Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA