Kein einziger Dienstwagen der deutschen katholischen Bischöfe steht mit seinem realen CO2-Ausstoß im Einklang mit dem EU-Flottengrenzwert. Der liegt bei 95 Gramm je gefahrenem Kilometer. Die Dienstfahrzeuge der Bischöfe stoßen im Schnitt jedoch doppelt so viel CO2 aus - nämlich 190 Gramm.
Zum achten Mal hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) für den Dienstwagen-Check die evangelischen und katholischen Bischöfe angefragt. Fast alle meldeten sich zurück. Von den Bischöfinnen und Bischöfen sowie den geistlichen Würdenträgern der obersten Leitungsebene in 47 Bistümern und Landeskirchen gab es den Angaben zufolge nur aus dem Bistum Görlitz und dem Bistum Regensburg keine Auskunft.
Lediglich drei Kirchenvertreter erhielten von der DUH eine Grüne Karte. Das klimafreundlichste Fahrzeug fährt demnach die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst.
Ihr VW ID3 habe einen realen CO2-Ausstoß von 56 Gramm pro Kilometer.
Auch die Elektroautos von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Landesbischof Ralf Meister bleiben unterhalb des EU-Flottengrenzwertes.
Viele Rote Karte verteilt
Allen anderen wurde die Rote Karte gezeigt. Mit 258 Gramm pro Kilometer ist der Audi A8 vom Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, der größte Umweltverschmutzer. Der VW Golf von Hamburgs Erzbischof Stefan Heße schneidet unter den Katholiken noch am besten ab - und überschreitet den Grenzwert dabei immer noch um 24 Gramm.
Die Liste kann noch lange weitergeführt werden. Der BMW 745e der neuen EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus zum Beispiel stößt 212 Gramm CO2 aus. Übertroffen wird dieser Wert vom Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Sein mit Diesel betriebener und 2020 gebauter Audi A6 kommt auf 215 Gramm CO2 pro Kilometer.
Bei der stellvertretenden Bundesgeschäftsführerin der DUH, Barbara Metz, stößt das auf Unverständnis. "Die kirchlichen Würdenträgerinnen und Würdenträger haben die Dringlichkeit für mehr Klimaschutz offenbar noch immer nicht verstanden", sagte sie. Sie forderte die Kirchen auf, "spritsparende und emissionsarme" Antriebsarten für Dienstwagen vorzugeben.
Dabei zeigt ein Blick in die vergangenen Jahre, dass es vonseiten der DUH durchaus auch schon Lob für die Dienstwagenflotte der deutschen Kirchenvertreter gab - zumeist für die evangelischen Bischöfe. Lag der durchschnittliche Kohlendioxid-Ausstoß bei der ersten Abfrage 2011 noch bei 172 Gramm, hatte er sich zwischenzeitlich verringert.
Erster Klimaschutzbericht der DBK
Seit 2018 erfasst die DUH jedoch den realen CO2-Ausstoß der Fahrzeuge. Dazu nutzt sie die Angaben des International Council on Clean Transportation, um den Wert der durchschnittlichen Abweichungen zu den Herstellerangaben zu berechnen. Insbesondere Plug-In-Hybride seien "nur auf dem Papier klimafreundlich", erklärt die DUH-Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung, Dorothee Saar. Eine klimafreundliche Alternative seien "effiziente Elektrofahrzeuge".
Auch die verschärften EU-Normen sind ein Grund für die vielen Roten Karten. Bei der Befragung vor drei Jahren lag der EU-Flottengrenzwert noch bei 130 Gramm. Damals unterschritten ihn von den 47 Befragten nur zwei Kirchenvertreter - heute wären es immerhin fünf.
Erst Ende Oktober hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz ihren ersten Klima- und Umweltschutzbericht vorgelegt. Demnach ist die Verringerung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes eine wichtige Zielmarke. Das Bistum Augsburg zum Beispiel zeigt sich zuversichtlich, bis 2030 klimaneutral zu sein. Bis dahin muss dann wohl auch der BMW 530e von Bischof Bertram Meier ausgetauscht werden.
Der stößt aktuell nämlich 225 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer aus.