DOMRADIO.DE: Wie kam es denn zu diesem Spiel? Das ist ja nicht Teil eines Turniers, bei dem es irgendwas zu gewinnen gibt, oder?
Mario Galgano (Radio Vatikan/Vatican News): Nein, es geht natürlich nicht um die Fußball-WM im kommenden Jahr in Katar, sondern es geht um ein Freundschaftsspiel zwischen einer Mannschaft, die ja eigentlich gar nicht existiert die Fußballmannschaft "Fratelli tutti". Das ist eine Mannschaft aus Vatikan-Mitarbeitern und Leuten, die mit dem Vatikan zu tun haben. Und die spielen eben gegen eine Auswahl der Welt Roma Organisation. Und das ist eben ein Freundschaftsspiel. Da geht es nicht um einen Pokal. Es geht um eine Benefiz-Veranstaltung im Zeichen der Papst-Enzyklika "Fratelli tutti". Also da geht es um Integration, um interreligiösen Dialog und auch um Solidarität, vor allem auch mit der Roma-Gemeinschaft.
DOMRADIO.DE: Besonders ist auch der Schiedsrichter, Ciro Immobile wird das Spiel pfeifen. Ein prominenter Gast. Welche Verbindung hat er zur Vatikan-Mannschaft?
Galgano: Ja, Ciro Immobile ist sicherlich bei vielen Dortmund-Fans ein Begriff. Der hat ja eine Zeit lang nicht so erfolgreich, muss man zugeben, beim BVB, Borussia Dortmund, gespielt, da war noch Klopp Trainer in Dortmund. Seither ist aber hier in Rom bei Lazio Roma. Das ist eine der beiden Stadt-Mannschaften. Und naja, wenn man natürlich in Rom lebt, wohnt und hier spielt, ist man schon irgendwie indirekt mit dem Vatikan verbunden, zumindest geografisch gesehen. Auch weil natürlich ein Teil der Vatikan-Angestellten entweder Lazio-Fan ist oder AS Roma-Fan. Und daher ist man schon irgendwie miteinander verbunden zwischen eben diesen Spielern und dem Vatikan.
DOMRADIO.DE: Und wer spielt jetzt im Vatikan-Team mit?
Galgano: Es ist ja so, dass diese päpstliche Fußballmannschaft nach der Enzyklika "Fratelli tutti" benannt ist, in der Franziskus für Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft wirbt. Da möchte ich noch mal dran erinnern. Und daher ist die Mannschaft bunt gemischt, muss man sagen. Sie besteht aus Schweizergardisten, aus Vatikan-Angestellten, die zum Beispiel bei den Vatikanischen Museen arbeiten. Darunter sind aber auch Priester und außerdem drei Migranten und ein Spieler mit Down-Syndrom. Und gemeinsam treten sie gegen eine Auswahl der Welt Roma Organisation an, um ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.
DOMRADIO.DE: Papst Franziskus kommt aber wohl nicht zum Spiel?
Galgano: Papst Franziskus hat natürlich sonntags jetzt nicht unbedingt Zeit, um Fußballspiele anzuschauen oder ins Stadion zu gehen. Er hat aber diese Mannschaften, die Teilnehmer und auch die Begleiter und Begleiterinnen vor dem Spiel empfangen und zwar am Samstag in Audienz. Und wer weiß? Vielleicht gibt es auch noch einen Trikot-Tausch? In den Vatikanischen Museen gibt es eine Wand mit Trikots von Fußballspielern, die dem Papst ihre Trikots geschenkt haben, das ist immer ein beliebtes Geschenk an Papst Franziskus, Fußballtrikots.
DOMRADIO.DE: Und was kommt dann als nächstes? Nimmt der Vatikan vielleicht auch mal an einer WM teil?
Galgano: Also der Vatikan hat zwar eine Nationalmannschaft, aber der Vatikan ist nicht Mitglied bei der FIFA oder UEFA. Ich habe zwar mal vor paar Jahren mit Sepp Blatter, dem früheren FIFA-Präsidenten, darüber gesprochen. Der kommt so wie ich aus der Schweiz. Wir haben darüber nachgedacht, ob der Vatikan nicht doch beitreten könnte. Aber daraus wurde nichts. Das liegt aber auch daran, dass der Vatikan zwar schon viele fußballbegeisterte Mitarbeiter hat, aber wir haben es nie hingekriegt, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die auch wirklich regelmäßig immer wieder Fußballspiele spielen könnte gegen andere Nationalmannschaften. Darum ist es jetzt im Moment nicht möglich.
Es gibt aber eine Fußball-Liga im Vatikan, da spielen etwa ein Dutzend Mannschaften mit und treten gegeneinander an. Das sind Mannschaften, die verschiedene Einrichtungen vertreten. Also da gibt es zum Beispiel den FC Guardia, das ist der Fußballclub der Schweizergarde. Es gab früher auch ein Radio Vatikan-Team, aber mittlerweile sind wir zu wenige. Also wir haben es jetzt nicht geschafft unter 650 Mitarbeitern eine Mannschaft aufzustellen. Und die Top Mannschaft, das ist jene des vatikanischen Supermarkts, schon seit Jahren gewinnen die immer wieder diese Fußball-Liga im Vatikan. Aber eine Fußball-Nationalmannschaft gibt's zwar inoffiziell, die ab und zu Freundschaftsspiele spielt, aber die spielen eben nicht regelmäßig und sind nicht Mitglied bei der FIFA.
Aber ich würde es natürlich toll finden, wenn es eine Nationalmannschaft gäbe, die an einer Fußball-WM oder EM teilnehmen könnte. Beim WM-Finale Deutschland-Vatikan, muss ich zugeben, würde ich dann doch der vatikanischen Mannschaft die Daumen drücken.
Das Interview führte Tobias Fricke.