"Die Fleischindustrie, Paketdienste, aber auch die Handy-Produktion und die Textilmode basieren in weiten Teilen auf moderner Sklaverei», sagte er laut einer Mitteilung des Bistums Münster von Mittwoch. "Billig, billig, billig hat einen hohen Preis. Aber am Ende zahlt jemand die Rechnung. Und das ist nicht der Konsument."
Die Fleischindustrie werde auch in diesem Jahr darauf drängen, dass am Weihnachtsfest geschlachtet werde, so Kossen, der Pfarrer im nördlich von Münster gelegenen Lengerich ist und sich seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen einsetzt. Die Branche wolle verhindern, dass Fleisch in den mehr als ausreichend gefüllten Kühlhäusern während einer Lagerung zu viel Wasser verliere und dann weniger wiege.
Menschenschinderei im Versandhandel
Deshalb werde an Weihnachten für die Belegschaften der Fleischindustrie nur wenig Zeit zum Luft holen sein, geschweige denn zum Feiern. Kossen schlug Alternativen vor: "Wer bei Handwerksschlachtern einkauft, auf Wochenmärkten oder in der Direktvermarktung auf den Höfen, der boykottiert den Menschenhandel und die Ausbeutung der Fleischindustrie und der Discounter."
Der Sozialpfarrer wies auch auf die Lage der Paketboten hin. Sie seien in diesen Tagen vor Weihnachten gezwungen, täglich um die 250 Pakete auszuliefern. "Das schaffen sie nur in Zwölf- oder mehr Stundenschichten." Zudem würden sogenannte Personaldienstleister Fahrer an Paketdienste zu minimalsten Löhnen vermieten, bis sie "verbraucht" seien. "Danach werden sie aussortiert und entsorgt", erklärte Kossen und sprach von "Wegwerfmenschen". Niemand sei gezwungen, diese Menschenschinderei im Versandhandel mitzumachen.
Miserable Arbeitsbedingungen weltweit
Darüber hinaus hat das örtliche Weihnachtsgeschäft laut dem Priester vielfach globale Auswirkungen. "Lieferketten von Handys oder auch Jeans verlieren sich in Coltan-Minen oder Textilbleichen, wo im Kongo oder in Bangladesch das Leben von Kindersklaven in Massen verschlissen wird", so Kossen.