Was kann uns eigentlich so richtig erschrecken? Wir sind im zweiten Jahr der Pandemie und die täglich steigenden Zahlen schocken uns kaum noch. Selbst die hohen Todeszahlen entlocken uns vielleicht gerade noch ein kurzes Gebet um die ewige Ruhe. Der Ausbruch des Vulkans auf La Palma ist eher faszinierend als erschreckend und die Kriege in der Welt sind schon so lange dran, dass wir gelegentlich vielleicht etwas spenden, aber auch ahnen, dass nicht wir es sind, die da etwas ändern können. In der vierten Strophe unseres Adventshymnus in dieser Woche heißt es:
"...dass, wenn im Licht er wiederkommt,
sein Glanz die Welt mit Schrecken schlägt,
er nicht die Sünde strafend rächt,
uns Lieben vielmehr bei sich birgt."
Wenn also nicht Katastrophen, nicht Atombombenabwürfe mit ihren Blitzen, nicht Unwetter mit ihrer Faszination, sondern ein unglaublicher Glanz die Welt erschreckt, dann muss er göttlich sein, weil für uns Menschen ist das unvorstellbar.
Noch vielsagender ist die zweite Ankündigung in dieser Strophe: Er, der da kommt, wird nicht die Sünde strafend rächen, sondern uns liebend bei sich bergen.
Bei einem Einkehrtag mit den Schwestern unseres Altenheimes ging es um Bruder Tod und das danach. Wir brauchten nicht lange drumherum zu reden bei der Frage, warum wir Angst vor dem Tod haben. Weil wir nicht wissen, was kommt, sagt die eine, weil noch niemand Gott gesehen hat und dann wiedergekommen ist, die andere.
Dann kam aber die eigentliche Sorge, das Wissen, dass man vor dem Richterstuhl Gottes nicht bestehen kann, weil man ziemlich genau weiß, was man so alles auf dem Kerbholz hat. Gegen diese Angst gibt es die wunderbare Zusage aus dem 1. Johannesbrief: "Nur wer nicht liebt, bleibt im Tod. Wer aber liebt, hat das ewige Leben, sodass es ihm niemand mehr nehmen kann."
Die Lösung all unserer Ängste ist also immer die Liebe. Wer liebt, hat das Leben hier und immer und ewig, wie es in unserem Hymnus heißt:
"...dass wenn im Licht er wiederkommt,
sein Glanz die Welt mit Schrecken schlägt,
er nicht die Sünde strafend rächt,
uns liebend vielmehr bei sich birgt."
