DOMRADIO.DE: Briefe gegen die Einsamkeit, das ist ihre Idee, aber nicht Sie schreiben den älteren Menschen Briefe, sondern wir alle könnten das tun. Wir alle können bei der Aktion "Weihnachts-Brieftaube" mitmachen. Wie geht das?
Elena Klein (youngcaritas): Genau so ist es. Wir haben das letztes Jahr schon während des ersten Lockdowns, während der Betretungsverbote in den Heimen ins Leben gerufen. Es ist doch eigentlich total nett, wenn man einfach das Gefühl hat, jemand denkt an mich auch in dieser schwierigen Zeit. Und deswegen sammeln wir eben schon seit anderthalb Jahren Grüße in Form von Briefen, in Form von Postkarten. Manche schicken auch Fotos, Gedichte und geben die dann eben weiter an Menschen in Einrichtungen, aber auch Menschen, die von uns ambulant betreut werden, die alleine leben. Und, was wir jetzt zur Weihnachts-Brieftaube auch noch machen, wir geben es auch weiter an Menschen mit Suchterkrankungen und an straffällige Menschen. Wir weiten das eben aus an alle, die sich über die Größe freuen.
DOMRADIO.DE: Das heißt, da kommen nicht nur Briefe bei Ihnen an, die Menschen sind richtig kreativ. Haben Sie Beispiele?
Klein: Ganz viele schicken uns wirklich seitenweise Briefe und erzählen einfach aus ihrem Leben, was sie gerade so bewegt. Und wir haben das auch oft - ganz schön - dass das dann gar nicht nur Menschen aus der Region sind, die für Leute aus der Region schreiben, sondern wir kriegen Briefe aus Bayern, aus Berlin. Wir haben jetzt zuletzt ein paar Briefe bekommen von einer Schulklasse aus Frankreich in der Nähe von Paris. Eine Deutschlehrerin, die irgendwie darauf aufmerksam geworden ist und wo die Kinder jetzt ganz kreativ viel gebastelt haben. Das ist total schön zu sehen.
DOMRADIO.DE: Die Briefe werden dann an Sie gesendet und Sie gehen dann in die Pflege- oder Altenheime? Wie läuft das dann vor Ort? Sie präsentieren die Briefe, die Ideen oder wer macht das dann genau?
Klein: Wir sammeln die Briefe. Also wir sind praktisch immer Kontaktperson, wenn Sie uns die zuschicken wollen, egal ob analog oder digital. Auch das ist möglich, dass wir einfach Fotos Ihrer Briefe bekommen. Sparen Sie sich das Porto und wir drucken das Ganze dann aus und geben das dann weiter an die Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die problemlos in die Einrichtungen reingehen können. Das ist meistens der soziale Dienst und die setzen sich dann entweder hin mit Einzelpersonen und lesen ihnen das vor oder machen auch Kleingruppenangebote, treffen sich dann mit ein paar Leuten und lesen das gemeinsam. Manche haben auch sogar schon geantwortet.
DOMRADIO.DE: Warum ist es Ihnen so wichtig den älteren Menschen da einen Lichtblick jetzt in der Weihnachtszeit zu bereiten?
Klein: Gerade jetzt, die Adventszeit, ist wieder für viele auch eine sehr schwierige Zeit, weil man eigentlich sich auf Rituale verlassen konnte und sich auf Dinge freuen konnte. Und jetzt, wo wieder so viel Unsicherheit herrscht, haben wir gesagt: Jetzt ist auf jeden Fall wieder ein guter Zeitpunkt. Und wir merken auch einfach: Es ist ja eine beidseitige Freude. Also zum einen für die Leute, die eben Briefe schreiben. Die wissen einfach, ich schicke einen netten Gruß, mache jemandem eine Freude und die anderen sind froh, wenn sie was bekommen.
DOMRADIO.DE: Was kommen da für Rückmeldungen? Was sagen die Menschen dazu?
Klein: Also viele sind total gerührt, weil die sich gar nicht vorstellen können, dass jemand Fremdes sich hinsetzt und ihnen einen Gruß schickt. Da sind auch schon ganz schöne Bilder entstanden. Wir haben das teilweise auch schon gemacht, dass wir Themen vorgegeben haben. Das war letztes Jahr bei unserer Sommer-Aktion.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich denn noch beteiligen? Es sind ja noch zwei Wochen bis Weihnachten.
Klein: Jetzt direkt das schönste Briefpapier rauskramen - und Stifte und los. Also es gibt alle Adressen einfach auf unserer Website. Da gibt es 30 Standorte bundesweit. Also fühlen Sie sich gerne frei, sowohl hier in der Region ihre Briefe hin zu schicken als auch zu sagen: Ich schicke von Köln nach Würzburg, von Köln nach Berlin. Auf jeden Fall verteilen wir die Grüße jetzt noch vor Weihnachten sehr, sehr gerne weiter.
Das Interview führte Carsten Döpp.