Theologe warnt vor "Verkitschung" der Auferstehung

Was passiert, wenn wir sterben?

Der katholische Würzburger Theologe Matthias Remenyi wirbt für einen reflektierten Umgang mit Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod. Theologisch gesehen gebe es nicht zwei Welten, etwa das Diesseits und das Jenseits.

Blick in den Himmel  (shutterstock)

Das sagte Remenyi im Interview der "Welt". "Sondern es gibt diese eine Wirklichkeit, die von Gott gemacht ist und die von ihm im Sein gehalten wird."

Verstorbene seien demnach "nicht einfach weg. Sie sind bei Gott und bleiben zugleich Teil der Menschheitsfamilie", erklärte der Theologe. Diese Vorstellung dürfe man nicht "verkitschen oder in eine magische Ecke schieben".

Für Verstorbene beten?

Doch es sei hilfreich, für die Toten zu beten. "Wenn Gott Gott ist, wird er das Heil aller Menschen zu schaffen wissen. Dann ist er nicht auf mein Gebet angewiesen, um, sagen wir, meiner verstorbenen Großmutter etwas Gutes zu tun", räumte der Wissenschaftler ein.
Trotzdem wolle er sie in sein Gebet aufnehmen, "weil wir beide gemeinsam Kinder Gottes sind, weil wir beide eine gemeinsame Geschichte haben und die Geschichte, die meine Großmutter hatte, sozusagen in meinem Leben weiter währt".

Vorstellungen vom Himmel

Im Zusammenhang mit dem Jenseits gebe es viele archaische Vorstellungen, fügte Remenyi hinzu. So hoffe mancher, dass es im Himmel auch gutes Essen und Trinken geben werde. Diese Bilder hätten "ihre Berechtigung, aber man muss sich bewusst sein, dass es nur Bilder sind. Jeder hat da seine eigenen, je nachdem, was für ihn das tiefste Glück bedeutet". Diese unterschiedlichen Hoffnungen seien legitim.

Gericht offenbart ganzes Leben

Er selbst vertrete ein theologisches Modell, nach dem der ganze Mensch von Gott auferweckt werde, sobald er sterbe. Die Vorstellung vom Fegefeuer sei deshalb zu hinterfragen. Der Begriff eines Gerichts sei gleichwohl sinnvoll: "Das Gericht ist der Moment, in dem ich in der Begegnung mit der unbedingten Liebe Gottes mich selber erkenne und anzunehmen lerne: und zwar ganz und gar ehrlich, ohne jeden Selbstbetrug. Ich sehe mich so, wie ich geworden bin, und ich sehe gleichzeitig, wie ich hätte werden können, wenn ich so gelebt und gehandelt hätte, wie Gott es sich einmal für mich erträumt hatte."

Diese Diskrepanz könne schmerzlich sein, so Remenyi. Es gehe dabei jedoch nicht um eine Drohkulisse, sondern darum, "unser Menschsein hier und jetzt auch in seiner Ambivalenz ernst zu nehmen. Keine Träne, die hier und jetzt geweint wird, wird verloren gehen. So wie auch kein Kinderlachen, das hier und jetzt gelacht wird, verloren gehen wird."


Leben im Zeichen von Tod und Auferstehung / © Beatrice Tomasetti (DR)
Leben im Zeichen von Tod und Auferstehung / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA
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