Um Hassbotschaften in Messengerdiensten wie Telegram einzudämmen, fordert der rheinische Präses Thorsten Latzel EU-weite Regeln, die auch durchgesetzt werden können. Eine Einschränkung öffentlicher Kommunikationskanäle wäre aber problematisch, weil dies auch die Meinungsfreiheit begrenzen würde, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Entscheidend ist letztlich, dass wir zu einer Kommunikationskultur finden, die uns als demokratische, freie und offene Gesellschaft nicht auseinandertreibt."
Immer wieder das Gespräch suchen
Als Mittel gegen Polarisierungen und Spaltungen in der Mitte der Gesellschaft sollte nach Latzels Worten immer wieder das Gespräch gesucht werden. "Es ist ein Problem in der Pandemie, dass uns der persönliche, offene Austausch verschiedener Meinungen verloren geht", sagte der 51-jährige promovierte Theologe. Die sozialen Medien trügen zusätzlich zu einer Verhärtung unterschiedlicher Positionen bei. "Bei Hass und Hetze sind aber rote Linien überschritten", betonte der oberste Repräsentant der rund 2,4 Millionen rheinischen Protestanten.
Laute Minderheit
Latzel kritisierte "antidemokratische Kräfte, welche die Ängste von Menschen weiter schüren und instrumentalisieren wollen". Diejenigen, die sich in der Pandemie radikal und lautstark äußerten, seien jedoch eine Minderheit: "Die hohe Impfquote zeigt, wie die Mehrheit der Menschen hierzulande denkt." Auch in der Diskussion über Gesundheitsschutz und die Einschränkung von Freiheitsrechten sollte die "goldene Regel aus der Bergpredigt Jesu" gelten: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!"