Bätzing: Mangelnder äußerer Glanz verhindert Weihnachten nicht
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing sieht die Botschaft von Weihnachten durch Corona-Einschränkungen nicht geschmälert. "Wieder ist Weihnachten, und wir können es nicht so gestalten, wie wir es gerne täten", sagte Bätzing an Heiligabend in der per Livestream übertragenen Christmette in der Kapelle des Limburger Bischofshauses. Doch er sei sich sicher, "all dies hindert Jesus nicht, bei uns anzukommen". Bätzing betonte: "Je mehr von dem äußeren Glanz des Festes abgeht, umso mehr mögen uns Glück und Freude über die Ankunft Jesu innerlich erfüllen."
Die Weihnachtstage seien inzwischen "der ersten Heiligen Nacht" vor rund 2.000 Jahren ähnlicher geworden, sagte der Bischof. Er verwies auf Christinnen und Christen, "die irgendwo an den Grenzen Europas in Flüchtlingslagern sitzen, heimatlos und armselig". Andere Christen müssten in afrikanischen Ländern den Terror islamistischer Gruppen fürchten, wenn sie zum Weihnachtsgottesdienst aufbrächen.
Bätzing verwies auch auf Menschen, "die heute Abend in den Dörfern an der Ahr in Notunterkünften sitzen und Krippen und Weihnachtsschmuck nutzen, die andere gestiftet haben". Viele Familien stünden nun "im wahrsten Sinne ärmer da", weil sie Angehörige verloren hätten durch Corona oder andere schwere Krankheiten, durch Katastrophen und Unfälle - oder auch, weil Beziehungen zerbrochen seien.
Weihbischof Steinhäuser: "Gott ist nicht so, wie wir ihn uns gedacht haben"
Erstmalig wurde die Christmette im Kölner Dom vom Apostolischen Administrator, Weihbischof Rolf Steinhäuser, zelebriert. In seiner Predigt sprach Steinhäuser über die Bilder, die sich die Menschen seit jeher von Gott machten, und darüber, dass Weihnachten alle diese Bilder als überholt erkennen lasse.
Gott sei kein bemitleidenswerter Großvater, wie ihn sich die Kinder manchmal vorstellten. Genauso wenig sei Gott der unberechenbare Strafer, vor dem man Angst haben müsse. Diejenigen, die Gott als Bild der Gerechtigkeit sähen, die müssten sich fragen lassen, warum es trotzdem das Leid in der Welt gebe. Alle diese Bilder seien durch die Geburt des Kindes in der Krippe überflüssig geworden. Mitten in all diesen Diskussionen habe Gott den Himmel verlassen und sich als Mensch unter uns begeben. "Viel liebevoller, hinreißender und schöner, als wir Menschen uns hätten denken können", so Steinhäuser. "Gott ist unendlich besser als wir dachten."
Bischof Ackermann: Weihnachtskrippe Ausdruck "versöhnter Schöpfung"
Die Weihnachtskrippe mit dem Jesuskind ist nach Ansicht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann mehr als nur Zierde und birgt eine tiefe Bedeutung. So üppig oder romantisch verspielt manche Krippenlandschaft seien, könne darin auch eine Verheißung und ein Auftrag gesehen werden, sagte Ackermann an Heiligabend in Trier. "Denn da, wo wir Gott Raum geben unter uns, ordnen sich die Dinge neu: unsere Beziehungen zu uns selbst, zu den Mitmenschen, zu unserer Mitwelt, Schöpfung insgesamt."
Der Bischof erinnerte in seiner Predigt an eine Krippen-Aktion zum Advent von Christinnen und Christen im Flutgebiet an der Ahr. Menschen konnten dabei ihre Krippen für die spenden, die in dem Hochwasser im Juli ihre Familienkrippe verloren hatten. Diese Aktion habe ihn beeindruckt, sagte Ackermann. Denn es sei nicht nur darum gegangen, irgendwelche «Ersatzkrippen» zu beschaffen, sondern Krippen weiterzuschenken, die selbst schon eine Geschichte hatten.
"Krippen können das Zeugnis einer Familientradition sein oder Ausdruck der eigenen Glaubensgeschichte. Dann bekommen sie eine sehr persönliche Bedeutung", erklärte der Bischof weiter. Wer eine Krippe anschaue, schaue nicht nur "auf ein Damals, als Quirinus Statthalter von Syrien war, sondern der schaut ebenso auf unser Heute und das Morgen, auf die Zukunft, die Gott uns eröffnet".
Ackermann rief dazu, das Leben bewusst von Gott her denken. So oft sprächen Menschen davon, dass sich die Dinge in der Welt endlich neu ordnen müssten: in der Politik, in der Gesellschaft, in der Kirche, sagte der Oberhirte des Bistums Trier. "Welche Orientierung und Kraft stünde uns zur Verfügung, wenn wir unser Leben nur bewusster und konsequenter von Gott her denken würden - dem Gott, den wir an Weihnachten feiern."
Bischof Bode fordert an Weihnachten Rückkehr zur Einfachheit
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat an Weihnachten zu einer Rückkehr zur Einfachheit aufgerufen. "Wir sind überzüchtet, jagen nach dem Exquisiten, nippen an Cocktails im Blendlicht von Designerlampen", zitierte er am Freitagabend in der Christmette im Osnabrücker Dom den Dichter und Ordensmann Andreas Knapp. Die Geburt Jesu lehre die Menschen dagegen, "den Glanz des Einfachen" wiederzuentdecken.
"Dieser Glanz des Einfachen sollte uns neu aufgehen in einer Zeit, in der uns viele große Dinge genommen sind: Versammlungen, Feiern, Kundgebungen, großspuriger Umgang mit der Wirklichkeit", sagte Bode laut Redemanuskript. Allen Abstandsregeln zum Trotz trügen in dieser Zeit auch die Ideen vieler dazu bei, Gemeinschaft, Zusammenhalt, Sinn und Aufrichtung zu schenken. Dabei geht es nach Worten von Bode nicht um die "Einfachheit der Populisten, die sich den Komplexitäten nicht stellen", sondern um die Einfachheit derer, "die die Hoffnung nicht aufgeben und die Liebe leben".
Als Gott suche Jesus sich den Platz am Rand aus, um gerade so alle an den Rand Geratenen in die Mitte zu holen, so der Bischof weiter. "So kann und wird uns die derzeit hochkomplizierte Lage von Gesellschaft, Kirche und Welt nicht übermächtigen, wenn wir auf dieses besondere Kind blicken."
Erzbischof Heße: Auf Betroffene von Missbrauch hören
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat an Weihnachten dazu gemahnt, aufmerksam für die Nöte der Menschen zu sein. "Weihnachten heißt hineinzuhören in die Welt, um Gottes Stimme aus ihr heraus zu hören", sagte er am Freitagabend im Hamburger Mariendom.
"Weihnachten heißt zu hören auf das Weinen und Wimmern der ganz Kleinen, der Schwachen, der Jungen und Alten, derer, die vom Missbrauch betroffen sind und auf die wir lange überhaupt nicht gehört haben", so Heße laut Redemanuskript. Es heiße zu hören auf die Nöte derer, die sich mit Corona infiziert hätten, auf die, die sich sorgten, wie es mit ihrem Leben und mit diesem Planeten weitergehe und auf die Stimme der weltweit mehr als 280 Millionen Migranten.
"Wir feiern heute einen Gott, der sich bewusst entschieden hat, in diese Welt hineinzugehen und in das Leben des Menschen einzusteigen", erklärte der Erzbischof. Weihnachten bedeute deshalb nicht, sich herauszureden oder herauszuhalten, sondern sich einzubringen. "Es geht darum, die Liebe in die Welt hineinzutun." Dabei komme es nicht darauf an, zu der Inflation von Worten noch unzählige mehr hinzuzufügen, sondern sie sie in die Tat umsetzen.
Heße hatte im März dem Papst seinen Rücktritt angeboten, nachdem ihm ein Gutachten mehrere Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen in seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln vorgeworfen hatte. Papst Franziskus hatte den Rücktritt im September abgelehnt.
Bischof Overbeck warnt vor Gefahren falscher Gewissheiten
Angesichts unsicherer Zeiten hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in seiner Weihnachtspredigt vor den Gefahren falscher Gewissheiten und vermeintlich einfacher Lösungen gewarnt. Er nehme seit Wochen und Monaten wahr, wie unsicher, ratlos und nachdenklich die Menschen aktuell seien, erklärte der katholische Bischof aus Essen am Freitag in seiner Predigt zu Heiligabend laut Redemanuskript. Er treffe dabei auch auf Menschen, die scheinbar sichere Antworten gefunden zu haben meinten und die "unbeweglich für jede Form von Dialog und Auseinandersetzungen" geworden seien. Das sei etwa im Umgang mit der Frage nach den Corona-Impfungen der Fall.
Overbeck warnte: "Zeiten der Unsicherheit sind gefährliche Zeiten, weil manche Menschen scheinbare Sicherheiten oder einfache Lösungen versprechen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen." Der Bischof ermunterte aber auch dazu, Unsicherheit als Einladung zu verstehen, sich auf Neues einzulassen. So sei es möglich, "die Chance des Anfangs zu nutzen und auf Ungewohntes zu setzen, das durch die Bewährungsproben des Lebens hindurch muss."
Mit Blick auf die Weihnachtsgeschichte und die Geburt Jesu in einem Stall erklärte der Bischof, unsicheren Zeiten sei es geboten, Mut aufzubringen, nach Schutz zu suchen und sich selbst nicht zu verlieren. Indem Gott dort in einem Kind Mensch geworden sei, habe auch er sich in Unsicherheit begeben. Die Gesellschaft an der Krippe im Stall, abseits der sicheren Herberge, könne Mut machen, sich in unsicheren Zeiten an Gott zu halten, sagte Overbeck.
Viele Menschen seien in der gegenwärtigen Umbruchzeiten zudem unsicher geworden, wie sie mit den Traditionen der Kirche und den Gewohnheiten eines Lebens mit Gott umgehen sollen, erklärte der Essener Bischof. "Immer mehr verabschieden sich wohl auch deswegen aus der Gemeinschaft der Kirche." Das gelte auch mit Blick auf die Fälle sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche. Der Missbrauchsskandal mache deutlich, "was über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg unsere Kirche unheilvoll geprägt hat und uns zu einer neuen Ehrlichkeit auffordert."
Dieses "schreckliche Unheil" verlange nach grundsätzlichen Veränderungen in der Kirche, räumte Overbeck ein. Es gehe dabei um Fragen nach Macht, nach Geschlechtergerechtigkeit, nach Partnerschaft und um die Frage nach den Berufungen in der Kirche.
Bischof Genn: Mit Opfern von Flut und Pandemie mitleiden
Der Bischof von Münster, Felix Genn, hat an Weihnachten zur Solidarität mit Notleidenden aufgerufen. Er verwies in der Christmette auf die Menschen, die unter der Pandemie, die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz oder den schweren Tornados in den Vereinigten Staaten leiden. Wie Gott sich begrenze, indem er in Jesus Christus unter beschränkten Verhältnissen Mensch werde, so sollten sich die Menschen "auch selbst in eine solche Begrenzung" hineingeben und mit den Armen mitleiden und ihnen helfen, so Genn.
Gott schwebe "nicht über den Dingen", sondern sei in Jesus "arm, ungeschminkt, nackt" zur Welt gekommen, so der Bischof laut vom Bistum Münster vorab veröffentlichten Redeauszügen. "Wer die Armut nicht sieht, geht an ihm vorüber." Viele Christinnen und Christen, aber auch Menschen, die nicht glauben, hätten in den zurückliegenden Wochen die von Flut, Tornados und Pandemie Betroffenen unterstützt und dadurch gezeigt, wie viel Entgrenzung den Menschen möglich sei. Gott wolle die Menschen durch seine Liebe aus der Begrenzung retten.
Paderborner Erzbischof: Kirche muss Farbe bekennen
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat den Auftrag der Kirche betont, zu aktuellen Fragen in der Welt Stellung zu beziehen. "Sollen wir uns abriegeln gegen diese Welt, wie immer sie sein mag, um hinter verschlossenen Türen weiter zu glauben?", sagte Becker laut Predigttext an Heiligabend im Paderborner Dom. Zugleich warnte er vor einer unkritischen Anpassung an den Zeitgeist. Und auch im "vielbeschworenen Pluralismus" diene es niemandem, wenn alle zum Verwechseln ähnlich seien. Es komme vielmehr darauf an, Farbe zu bekennen, "und dies nicht nur im Wort, sondern im Lebenszeugnis, mitten in der Welt", unterstrich der Erzbischof.
Es sei die wesentliche Botschaft der Christnacht, dass Gott zu den Menschen gehe und das Leben aus menschlicher Perspektive lebe, sagte Becker weiter. Gott komme nicht als strahlender Held zur Welt, er sei nicht von "oben herab". Gott begegne auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch.
Erzbischof Schick: Kinder wurden in der Pandemie vernachlässigt
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat eine Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie beklagt. Inzwischen sei bekannt, dass viele Kinder einsam geworden seien, sich verlassen fühlten, Traurigkeit und Depression erlitten, sagte Schick in der Christmette an Heiligabend. Weihnachten sollten sie im Mittelpunkt stehen: "So wie in der Krippe das Kind Zentrum und Mittelpunkt ist, so sollen es auch die Kinder und Jugendlichen sein. Es soll ihnen gut gehen, und sie sollen Leben haben."
Der Erzbischof rief dazu auf, Weihnachten als "therapeutisches Fest" zu feiern. Gut und sinnvoll begangen, entfalte die Weihnacht Heilungskräfte. "Die Botschaft vom Licht, das die finsteren Nächte unseres Lebens erleuchtet, heilt die Wunden der Einsamkeit und der Ängste." Zu jedem Heilungsprozess gehöre auch die Hoffnung, dass es besser werde. "Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung." Im Evangelium werde die Ankunft eines neuen Lebens vorgestellt. "Die Lebensweise der Fürsorge und Liebe, der Güte und des Wohlwollens gegen Herzenshärte und Gefühlskälte." Die Texte und Lieder seien Medizin, entfalteten so Heilungs- und Heilwirkung.
Bischof Meier erinnert an "franziskanische Provokation"
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat zu Weihnachten die "franziskanische Provokation" gewürdigt. "Franziskus geht den Spuren nach, die Jesus gelegt hat", sagte Meier an Heiligabend bei der Christmette im Augsburger Dom. Er ergänzte über den Heiligen (1181/82-1226), nach dem sich Papst Franziskus benannt hat: "Damit spurt er den Weg für uns. Einen Aussätzigen, vor dem es ihn eigentlich ekelt, berührt er. Von Armen lässt Franziskus sich umarmen. In ihnen liebt er den 'heruntergekommenen' Gott."
Der Bischof fügte hinzu: "Mögen sie an diesem Weihnachtsfest neu brennen: das Licht des Glaubens, das Feuer der Liebe und die Kerze des Friedens. Lichter anzünden, immer wieder neu anzünden, trotz allem, ohne damit im Rampenlicht der Scheinwerfer zu stehen, das ist franziskanische Provokation, gleichzeitig unser weihnachtlicher Auftrag."
Bischof Dieser: Weihnachten lädt zum Nachdenken ein
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat zu Weihnachten zur Reflexion aufgerufen. Die Verkündigung des Weihnachtsevangeliums lade zum Nachdenken über grundlegende Fragen ein, sagte der katholische Bischof am Freitag im Aachener Dom laut Redemanuskript. Dabei sei etwa eine Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen, Ängsten, Hoffnungen, Erwartungen an sich und andere, dem eigenen Verständnis vom Sinn des Lebens und von Gott
wichtig.
"In diesen inneren Fragen liegen die Rezeptoren, die Schnittstellen dafür, dass Weihnachten wirksam wird, und dadurch bahnt sich in jedem von uns eine innere Entscheidung an, die alles verändert", erklärte Dieser.
Gott spiele für viele Menschen keine Rolle mehr, erklärte der Bischof. Das zeige etwa die Tatsache, dass ein großer Teil der neuen Regierungsmitglieder sich beim Amtseid nicht zu Gott bekannt habe. Der wahre Gott zwinge und überwältige die Menschen nicht, erklärte der Theologe: "Das Volk, das er sich bildet, das ihn erkennt und mit ihm zu leben lernt, das soll das aus Zuneigung tun, aus Faszination, aus der innersten Bewegung des Herzens." Er vertreibe die Angst und stifte Freude, die ansteckend sei. "Gott ist diskret, zärtlich, feinfühlig, er zielt immer auf unser Herz." Wer zu glauben beginne, finde Gott bei sich selbst.
Bischof Timmerevers: Weihnachten macht Spannung ertragbar
Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, erklärte am Heiligen Abend in Dresden: "Corona-bedingt müssen wir derzeit alle aus Rücksicht auf andere auf vieles verzichten. Das ist gut und wichtig. Fürsorge, Solidarität und Achtsamkeit seien in diesen Tagen nötiger denn je". Wenn die Bereitschaft zum Verzicht für das Wohl des anderen da sei, "dann kann aus unserer Hingabe für die anderen in diesen Tagen wirklich Weihnachten werden".
Zum zweiten Mal werde Weihnachten in dem Bewusstsein gefeiert, "dass ganz in unserer Nähe in den Krankenhäusern und in den Familien, in denen Verwandte oder Freunde gestorben sind, wohl kaum Festtagsstimmung aufkommen wird". Diese Spannung lasse sich "erst im Wissen um die Weihnachtsbotschaft von der Liebe und Hingabe Gottes in seiner Menschwerdung" ertragen.
Bischof Gerhard Feige: Weihnachsbotschaft kann Lebenssinn geben
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sagte in seiner Predigt: "Sinn erfahren wir Menschen, wenn wir über unseren eigenen Horizont hinaus leben und uns etwas oder jemandem außerhalb unserer selbst hingeben." Auch die christliche Weihnachtsbotschaft könne in dieser Hinsicht dem Leben Sinn geben.
Allen Menschen habe Gott wie den Hirten in der Bibel zugesagt: "Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude", betonte Feige. Vielleicht habe diese Botschaft auch "die Kraft, unseren Blick von uns weg auf die Menschen und die Geschehnisse in dieser Welt zu lenken. Vielleicht lässt sie uns dadurch einen Sinn für unser Leben erfahren, an dem wir anderen Menschen teilnehmen lassen wollen".
Bischof Ulrich Neymeyr: Weihntachen sei Zeit gutem Geist Raum zu geben
Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte: "Das Weihnachtsfest ist die Einladung Gottes an die Menschen, dem guten Geist Raum zu geben." In der Pandemie spalte die Frage, ob die Corona-Schutzmaßnahmen sinnvoll seien, die Gesellschaft bis in die Familien. "Gerüchte und aus der Luft gegriffene Theorien werden verbreitet wie seit der Aufklärung nicht mehr. Andererseits nehmen die meisten Menschen geduldig Rücksicht aufeinander, um gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen." Voraussetzung für eine Rückkehr zum gesellschaftlichen Frieden sei, "anderen wirklich zuzuhören, andere Meinungen zu ertragen, mehrheitlich gefällte Entscheidungen zu akzeptieren und Tatsachen nicht zu ignorieren".
Vizepräses Pistorius spricht Flutopfern zu Weihnachten Mut zu
Führende Vertreter der rheinischen Kirche haben den von Hochwasser und Corona-Pandemie betroffenen Menschen zu Weihnachten Mut zugesprochen. Der Vizepräses Christoph Pistorius erinnerte in der Christvesper zu Heiligabend die von den Flutfolgen betroffenen Menschen in Swisttal-Heimerzheim daran, dass die Weihnachtsbotschaft die Angst nehmen könne. "Zu Weihnachten erinnern die vertrauten Texte und Lieder Jahr für Jahr daran, dass wir an andere bessere Zeiten anknüpfen können: Wir sind schon durch so manches Tal gekommen", sagte Pistorius in der Maria-Magdalena-Kirche laut Redemanuskript. Die Heilige Nacht berge eine Hoffnung, dass das Leben wieder lebenswert sein könne, sagte er.
Neben den belastenden Ereignissen der vergangenen Monate stehe aber auch die Erfahrung vielfältiger Hilfe: durch tatkräftige Unterstützung, finanziellen Beistand, emotionale Begleitung, unermüdliche Gebete, betonte der Vizepräses. "Es kann wieder heller werden in der Dunkelheit dieser Welt." Zugleich sprach Pistorius den betroffenen Menschen drei Wünsche zu: "Dass Friede werde; dass die Hoffnung lebendig bleibt, stärker als aller Schmerz und alle Verzagtheit, die Hoffnung darauf, dass Gott uns eine Zukunft schenkt; und dass er Ihnen Möglichkeiten aufzeigt für eine neue Normalität in Ihrem Leben, das vielleicht so ganz anders ist, als Sie es sich erträumt und erhofft haben."
Oberkirchenrätin Rudolph: Weihnachten ist keine romantische Geschichte
Die Oberkirchenrätin Barbara Rudolph räumte ein, dass auch zu Weihnachten Zeit für Fragen und Bedenken bei den Menschen sein müsse. "Denn wir bringen sie mit aus diesem Jahr, aus unseren Erfahrungen, und wir nehmen sie mit ins neue Jahr", sagte Rudolph laut Redemanuskript in ihrer Predigt an Heiligabend in der Düsseldorfer Johanneskirche. Aber dieses Risiko gehöre zur Weihnachtsgeschichte. Sie erzähle keine romantische Geschichte, "sondern eine von unruhigen, schweren Zeiten und von Menschen, die darin versuchen zu leben und zu überleben". Auch wenn die biblische Geschichte zunächst anders klinge als unsere Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahren, sei die Not doch ähnlich.
Rudolph beschreibt die Not von heute: "Familien, die Weihnachten nicht zu Hause verbringen können, weil vieles in den Fluten einer Sommernacht weggerissen wurde, willkürliche Regierungen, von denen Menschen in den Exodus getrieben und an Ländergrenzen gespült werden, überfüllte Flüchtlingsboote, Kinder, die im Niemandsland geboren werden." Doch genau das sei die Zeit, in der Gottes Liebe sich erfülle, sagte das Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Nicht jenseits unserer Erfahrungen, sondern in unseren Erfahrungen. Gott schenkt uns, was wir uns oft selbst nicht geben können, was wir uns selbst vorenthalten, was wir immer wieder brauchen: Mensch zu sein."
Kirchenpräsident Liebig: Nehmt die Hoffnung an
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, ermutigte dazu, die mit der Weihnachtsbotschaft verbundene Hoffnung anzunehmen: "In größter Nähe zu uns wird Gott als Kind in ärmlichen Verhältnissen Mensch. Unauflöslich stellt sich Gott damit an die Seite der Menschen." Dies gelte gerade auch für die schwierigen Zeiten des Lebens.
Landesbischof Kramer: Nehmt die Kinder in den Blick
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, rief dazu auf, die Kinder in der Corona-Krise stärker in den Blick zu nehmen: "Auch wenn ihnen das Virus Gott sei Dank nicht viel tut, tragen sie doch eine große Last." Millionen Kinder weitweit seien in der Pandemie in die Armut abgerutscht.
Sachsens Landesbischof Bilz: Corona bleibt Herausforderung
Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz erklärte, Weihnachten fordere die Menschen jetzt noch stärker als im ersten Corona-Jahr heraus: "Es ist nicht nur die Krankheit selbst, die uns alles abverlangt, sondern zusätzlich das, was sie nach langen Monaten
aus uns und unserer Gesellschaft gemacht hat." Aus der Weihnachtsgeschichte erwachse jedoch eine starke Botschaft: "Negative Umstände können zu Chancen werden."