Morgenimpuls von Schwester Katharina

Suchen wir Gott im menschlichen Mitgefühl

Fünf Monate ist die Flutkatastrophe an Ahr und Erft her und die Hilfsbereitschaft für die Betroffenen ist ungebrochen. Schwester Katharina muss in diesem Zusammenhang an ein Zitat des Autors Tomáš Halík denken.

Solidarität / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Solidarität / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Im Juli war die große Flutkatastrophe im Westen an Erft und Ahr mit 134 Todesopfern und vielen zerstörten Dörfern, tausenden unbewohnbar gewordenen Häusern, vielen Kilometern zerstörten Straßen, Schienen, Strecken, Gasleitungen, Wasserleitungen, Strom, Telefon, alles. Sie erinnern sich. Und nachdem zuerst von Strafe Gottes gefaselt worden ist, wurde sehr schnell deutlich, dass es Warnungen gab und Ankündigen von Jahrhundertregenfällen und dass es keine guten Katastrophenpläne, Evakuierungen oder andere Vorsichtsmaßnahmen gab.

In einem Text von Tomáš Halík habe ich dazu folgende Zeilen gefunden: "Suchen wir Gott nicht in den Stürmen der Katastrophen, in den Fluten des Unglücks, die viele Sicherheiten erschüttern. Lauschen wir vielmehr seiner Stimme im leisen Hauch menschlichen Mitgefühls, in den Äußerungen der solidarischen Hilfe. Gott ist in unserer Welt vor allem in den Akten der menschlichen Liebe, des Glaubens und der Hoffnung anwesend. Gott ist das, was in der Liebe heilig und bedingungslos ist."

Und genau das gab und gibt es in den auf die Flut folgenden Monaten. Eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft Milliarden Spenden, zehntausende Helfer:innen, die in die Flutgebiete geströmt sind, um Schlamm zu schippen, Häuser leer zu räumen, Müll wegzufegen, Suppe zu kochen, Kinderangebote zu machen und und und. Und es werden weiterhin Tag für Tag unglaubliche Hilfen geleistet. Firmen spenden und bringen alles, was gebraucht wird.

Adventsfeiern mitten im zerstörten Dorf, Geschenke für alle Kinder, die sich etwas wünschen durften. Geschmückte und beleuchtete Bäume an den zerstörten Straßen. Die A 61 ist wieder befahrbar seit gestern. Die Hauptgasleitung ist in Rekordzeit wieder errichtet, die Ahrtalbahn fährt wieder und Chöre und Musiker geben jedes Wochenende Konzerte.

Lauschen wir also vielmehr der Stimme Gottes im leisen Hauch menschlichen Mitgefühls, in den Äußerungen der solidarischen Hilfe. Weil Gott deshalb heruntergekommen ist in unser Chaos.

 

Quelle:
DR