Morgenimpuls von Schwester Katharina

Christ, der Retter ist da!

Es gibt gute und schlechte Zeiten im Leben und nicht immer ist der Heilige Abend dann ein schönes Ereignis. Trotz alledem bringt dieser Tag einen gewissen Frieden über die Menschen, hofft Schwester Katharina.

Jesuskind in einer Krippe / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Jesuskind in einer Krippe / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Jetzt musste schon zum zweiten Mal wegen Corona der Adventskaffee im Kinderhospiz ausfallen. Vielleicht ist mir von daher eine Erinnerung so sehr präsent, die ich vor der Pandemie in der Adventswoche dort erlebt habe. Ich habe mich sehr angeregt mit Anouk, Ciona, Timo und ihrem Papa unterhalten, die sich neben mich an den Tisch gesetzt hatten. Ciona ist schwer mehrfach behindert, wird über eine Sonde ernährt und sitzt im Rollstuhl. Timo hatte eine Lippen-Gaumen-Spalte, die ziemlich gut kosmetisch regeneriert worden ist und der 13-jährige Anouk merkt man an, dass sie viel ernster und zurückhaltender ist, als es in ihrem Alter normal der Fall wäre. 

Und dann habe ich so ganz nebenbei nach der Mama gefragt und der Vater hat gesagt: "Die lebt jetzt bei ihrem neuen Lebensgefährten". "Oh, das ist aber doof", ist mir da vor Schreck rausgerutscht. Und da lächelt ihr Papa und meint: "Ja, da haben Sie vollkommen recht. Das ist echt doof. Aber wir vier können es nicht ändern und versuchen alle unser Bestes zu geben und als Familie zusammenzuhalten und zu leben. Wir plaudern weiter und singen in großer Runde dann einige Advents- und Winterlieder, hören eine liebevolle Geschichte und Timo läuft dann von einem zum anderen, um sich die Weihnachtskugeln anzuschauen, die sie bemalt und mit Tierbildern verziert haben. Nein, die vier sind keine heile Familie, die wir am Heiligen Abend so gern sehen würden und die in vielen Wohnungen und Häusern schmerzlich vermisst wird. Die Mama und Ehefrau fehlt sehr. Aber alle vier werden versuchen, zusammen in Liebe Weihnachten zu feiern und Papa wird Gitarre spielen. Und Anouk freut sich auf das eine Lied, das jetzt auch kommt und das sie auswendig kann. Das von der Weihnachtsbäckerei. 

Vielen wird es heute Abend genauso gehen. Und sie sind einsam, allein, krank, getrennt von ihren Lieben und erschüttert von Schuld und Versagen. Und mitten hinein wird dieses Kind geboren, das uns retten wird, uns alle, die Glücklichen und die Traurigen. Die, die alle zusammen feiern, und die, die im Gefängnis und die im Krankenhaus und im Pflegeheim. Und vielleicht können manche dann trotzdem singen: "Christ, der Retter ist da".

 

Quelle:
DR