Justus wird immer von der Mama zu mir ans Auto gebracht. Sie trägt den Schulranzen und den Turnbeutel. Justus hat die Hände tief in den Taschen vergraben, weil es so kalt ist. Beim Aussteigen an der Schule merkt er plötzlich: "Meine Maske ist nicht da". Ich suche also in seinem Schulranzen und er steht daneben und gibt mir Anweisungen, wo ich suchen könnte. Und dann habe ich ein bisschen gemotzt, von wegen: "Du bist doch kein Baby mehr und könntest mal selber aufpassen, dass du alles hast. In der zweiten Klasse kann man das doch können. Schulranzen und Turnbeutel und Maske". Darauf kommt ganz vorwurfsvoll lächelnd: "Warum? Das macht doch Mama immer". Ja klar und jetzt? Okay, ich habe noch eine Maske im Auto und versuche sie ihm aufzusetzen. "Die ist zu groß", sagt er. "Du musst auf jeder Seite einen Knoten in das Gummi machen". Und ich mache. Am Ende, als er losrennt, muss ich über mich lachen. Er hat, selbst wenn er ärgerlich ist, einen solchen Charme, eine so grundlegende Heiterkeit und Fröhlichkeit, dass ich immer wieder auf ihn hereinfalle.
"Hilarius", übersetzt: "Der Heitere von Poitiers", an den wir heute in der Kirche denken, lebte im 4. Jahrhundert und war eigentlich Beamter. Seine Wahrheitssuche und das Studium der Heiligen Schrift führten ihn schließlich zur Erkenntnis des Gottes und seines menschgewordenen Sohnes. Er ließ sich mit Frau und Tochter taufen. Keine zehn Jahre später, um 355, wählte ihn die kleine christliche Gemeinde von Poitiers zu ihrem Bischof. Seine ganze Amtszeit hindurch musste er sich vor allem mit dem Arianismus auseinandersetzen. Er trat gleich zu Beginn so entschieden gegen die Irrlehre auf, dass er ins Exil gehen musste. Mit seiner freundlichen, heiteren Geduld schaffte er es aber, die Synodenbeschlüsse umzusetzen und die Irrlehre zu überwinden und mit seinem berühmtesten Schüler Martin von Tours einen ebenso wunderbaren Nachfolger zu haben. Freundlichkeit, Heiterkeit, Charme und Geduld sind schöne Tugenden, die uns den Umgang miteinander leichter machen. Herzen von Franziskanerinnen erweichen und sogar Irrlehren überwinden können.