Eine Pfarrerin aus Herne, die parallel zu Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen samstags regelmäßig Friedensgebete organisiert, hat Todesdrohungen erhalten. Der Staatsschutz ermittle nach zwei Vorfällen gegen unbekannt, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. Die Evangelische Kirche im Rheinland verurteilte die Drohungen scharf. "Wir stehen in uneingeschränkter Solidarität hinter unserer Kollegin und Schwester in Christus und an der Seite aller Menschen, die gegen Hass und Gewalt Position beziehen", hieß es in einer Solidaritätserklärung der Landessynode 2022. Zuvor hatte auch die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" von zwei Morddrohungen berichtet.
Die Betroffene organisiert samstags vor der Kreuzkirche in Herne Friedensgebete, um der Opfer der Corona-Pandemie zu gedenken und ein Zeichen zu setzen. Zeitgleich finden seit einigen Wochen Demos von Gegnern der Impfpflicht und Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen statt. Unter anderem habe sie einen Zettel mit der Aufschrift "Ihr seid tot!" erhalten - mit einem aufgemalten qualmenden Revolver, zitierte die WAZ die Pfarrerin.
Ebenfalls auf ihrem Grundstück habe die Geistliche Zigarettenkippen und Asche gefunden sowie ein Taschentuch mit der Aufschrift "Tot!". Sie schicke ihr Kind nicht mehr allein in die Schule, an den Friedensgebeten werde sie aber festhalten. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zu Hintergründen.
Wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen, erlebe auch die Kirche auf allen Ebenen, "dass Menschen, die öffentlich Position beziehen, diffamiert, beleidigt und bedroht werden", kritisierte die Kirche im Rheinland. Die Landessynode trete dem entschieden entgegen. "Hass und Hetze haben innerhalb von Gesellschaft und Kirche keinen Platz."
Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen sicherte der Pfarrerin "umfängliche Unterstützung" zu. Schon vor den Todesdrohungen seien sie und ihre Familie von Unbekannten bedroht worden. Man begrüße die Herner Friedensgebete "für ein rücksichtsvolles, friedliches Miteinander in der schwierigen gesellschaftlichen Situation der Corona-Pandemie". An diesem Samstag wollten Vertreter der westfälischen Kirchenleitung an dem Gebet teilnehmen. (dpa)