Sie hätten vor der Kreuzkirche für Frieden gebetet und ein Zeichen gegen eine Spaltung der Gesellschaft setzen wollen, teilte der evangelische Kirchenkreis Herne mit. Unter den Teilnehmenden sei neben Vertretern der Evangelischen Kirche von Westfalen unter anderen auch Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) mit einer Delegation des Stadtrats gewesen. Pfarrerinnen und Pfarrer des Kirchenkreises und ihre katholischen Kollegen haben im Talar an der Andacht teilgenommen.
Friedensgebet als Zeichen der Deeskalation
Die Superintendentin des Kirchenkreises Herne, Claudia Reifenberger, hat die Andacht zusammen mit dem katholischen Pfarrer Meinolf Mika unter Beteiligung von Tuncay Nazim von der islamischen Gemeinde Röhlinghausen geleitet. Thema war das Jesuswort "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein". "Woher kommt diese Wut, woher dieses Verlangen jemanden auszumachen, der schuld sein muss?", fragte Reifenberger. Aufgeheizte Stimmung verleite dazu, einfache Antworten, Schuldige zu finden.
"Das Friedensgebet vor der Kreuzkirche ist ein Zeichen", betonte die Pfarrerin. Es sei eine Form der Deeskalation. "Eine heilsame Unterbrechung, um den eigenen Blick neu zu justieren in der Pandemie,
die von uns allen viel abverlangt, die uns müde macht und unsere Haut dünn." Im Gebet gehe es darum, den Druck abzuleiten und den Blick wieder klarer zu machen. "Wir sehen einander an und erkennen, dass wir einander brauchen", betonte Reifenberger.
Todesdrohungen nach Kritik an "Corona-Spaziergängen"
Jansen organisiert als evangelische Pfarrerin der Kreuz-Kirchengemeinde in Herne Friedensgebete im Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie. Im Rahmen der Gebete hatte sie sich öffentlich gegen die sogenannten "Spaziergänge" in der Stadt als Protest gegen Corona-Maßnahmen positioniert. Nach Todesdrohungen gegen sie ermittelt nun der Staatsschutz. Die Kirchenleitung der westfälischen Kirche hatte der jungen Pfarrerin ihre umfängliche Unterstützung zugesagt. Auch die Evangelische Kirche im Rheinland hatte als Nachbarkirche die Morddrohungen "aufs Schärfste" verurteilt. Ausgerichtet werden die Friedensgebete gemeinsam von den Kirchengemeinden der Stadt und der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen.