Erzbischof Koch reagiert auf Anschläge

"Wer Gotteshäuser angreift, meint die Menschen"

Berlins Erzbischof Heiner Koch plädiert nach der Brandstiftung in einer evangelischen Kirche in Berlin und den Luftgewehrschüssen auf ein Islamisches Kulturzentrum in Halle für mehr Einsatz für Religionsfreiheit.

Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wer Synagogen, Kirchen oder Moscheen angreift, anzündet oder anderweitig zerstört, meint nicht das Gebäude, er meint die Menschen, die darin Schutz und Gebets-Gemeinschaft suchen, die dort ihren Glauben bekennen", erklärte Koch am Dienstag auf Anfrage in Berlin. "Wer die Religionsfreiheit angreift, greift Menschen an, dem stellen wir uns gemeinsam entgegen."

Vergangenen Donnerstagabend war in der evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg ein Feuer ausgebrochen. Altar, Altarbild und Orgel wurden zerstört und der Innenraum insgesamt erheblich beschädigt. Menschen kamen demnach nicht zu Schaden. Erste Ermittlungen ergaben, dass kurz vor Ausbruch des Brandes ein Zeuge einen bislang unbekannten Mann beim hastigen Verlassen des Gotteshauses gesehen hatte. Auch war die Tür der zu diesem Zeitpunkt geschlossenen Kirche aufgebrochen. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung in alle Richtungen.

Anschläge in Berlin und Halle

Anschlag in Halle

Ein schwerbewaffneter Täter hat versucht, in einer Synagoge in Halle/Saale ein Blutbad unter rund 80 Gläubigen anzurichten. Die jüdische Gemeinde entging an ihrem höchsten Feiertag Jom Kippur nur knapp einer Katastrophe. Der mutmaßliche Rechtsextremist Stephan B. aus Sachsen-Anhalt wollte nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Mittwochmittag die Synagoge mit Waffengewalt stürmen, scheiterte jedoch. Danach soll der 27-jährige Deutsche vor der Synagoge und in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen und mindestens zwei weitere verletzt haben.

Gottesdienst nach Anschlag in Halle / © Hendrik Schmidt (dpa)
Gottesdienst nach Anschlag in Halle / © Hendrik Schmidt ( dpa )

In Halle hatte am Sonntag nach Angaben der Polizei ein 55-jähriger Mann mit einem Luftgewehr aus seiner Wohnung heraus auf das «Islamische Kulturcenter» gegenüber geschossen. Menschen wurden nicht getroffen. Am Gebäude entstanden keine Schäden. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet und die Ermittlungen laufen. Vor vier Jahren hatte es bereits mehrmals Schüsse auf die Moschee oder Menschen davor gegeben. Ein Täter konnte damals nicht ermittelt werden.

Im Jahr 2019 hatte in Halle der Rechtsextremist Stephan Balliet nach dem misslungenen Versuch, die jüdische Synagoge gewaltsam zu stürmen, eine Passantin erschossen und später in einem Imbissladen einen weiteren Mann getötet.

Quelle:
KNA