Weihrauch war neben Myrrhe und Gold eines der wertvollen Geschenke, die die biblischen drei Könige Jesus im Stall brachten. Doch warum eigentlich Weihrauch?
Christoph Pilz vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung der Uni Bochum, kurz ZAP, hat sich eingehend mit Weihrauch als der zentralen Duftnote der katholischen Kirche befasst: "Zur alttestamentlichen Zeit werden sehr viele Elemente auch aus der kulturellen Umwelt übernommen. Der Duft von Weihrauch hat auch immer etwas Heiliges und das wird vom Volk Israel für den eigenen Kontext übertragen. Zum Beispiel am Heiligtum und später auch im Tempel brennt dann Weihrauch als riechbare Anwesenheit Gottes."
Nicht nur Weihrauch duftet
Doch im Christentum gibt es noch viel mehr Düfte, die auch theologischen Stellenwert haben, davon ist das Zentrum für Angewandte Pastoralforschung überzeugt. Deswegen haben die Theologen des ZAP im Rahmen eines Forschungsprojektes und in intensiver Zusammenarbeit mit Parfümeuren sowie Duft: Expertinnen eine Duftpalette für das Kirchenjahr entwickelt: die ZAP-Aerothek.
Religionswissenschaftler Christoph Pilz gehört zu den Forschern, die das Kirchenjahr zum Duften bringen wollen. "Es hat sich dann tatsächlich so ergeben, dass in diesen Düften auch Duftstoffe drin sind, die mit der theologischen Aussage zum Kirchenjahr verbunden sind. Es gibt die Zeiten Weihnachten, Ostern, Pfingsten und den christlichen Alltag, den wir mit der ZAP-Aerothek quasi bedienen möchten, sodass man das Kirchenjahr entsprechend auch duften kann."
Vier Duftarten für das Kirchenjahr
Das Ergebnis des Forschungsprojektes sind die vier Düfte mit den Namen Physis, Kenosis, Dynamis und Phronesis. Düfte, die für Christoph Pilz "tief und berührend" sind. So bringt der Osterduft "Kenosis" einen Frühlingsmorgen in die Nase. "Das ist der Übergang von der dunklen zur hellen Jahreszeit, überall blüht und sprießt es, das Leben erwacht in der Natur und theologisch entsteht neues Leben durch die Auferstehung Jesu Christi. Im Duft spiegelt sich das durch die sehr blumigen frischen Noten wider, aber auch holzige Noten sind enthalten, um auch noch mal an das Kreuz Jesu zu erinnern."
Idee mit silentMOD im Kölner Dom
Die Idee der Entwicklung eines besonderen Duftes für kirchliche Orte begann bereits im Jahr 2016 mit dem Projekt silentMOD im Kölner Dom. Für die Großveranstaltung in und um den Kölner Dom hatte das ZAP von Duftforscher Hans Hatt und Parfümeur Marc vom Ende den Duft Incense 2.0 entwickeln lassen. Das Ziel war ein multisensorisches spirituelles Erlebnis aus Licht, Ton, Duft und Raum.
An diesem Vorhaben knüpfen auch die neuen Kirchendüfte des ZAP an, weswegen bei dem Projekt auch die Technik der "Beduftung" eines Kirchenraumes eine wesentliche Rolle spielt. "Dafür haben wir einen Kooperationspartner gefunden, der ein tolles Gerät herstellt, einen sogenannten Diffusor, mit dem diese Düfte verwendet werden können. Und da sind wir wirklich im Bereich modernster Technik, mit der man auch die Intensität einstellen kann und sowohl kleine als auch große Räume verduften kann."
Eine Technik, die Pfarrer Bernd Wolharn bereits in der Krypta des Essener Dom ausgiebig getestet hat. "Es gibt eine ältere und eine neuere Krypta, das heißt, zwei abgeschlossene Räume, in denen wir gut im Rahmen eines Gottesdienstes mit Duft arbeiten konnten. Und dort war es eine sehr intensive Erfahrung. Wo man wirklich eingebettet war in das Gefühl, von einem wunderbaren Duft umgeben zu sein. Eine Dimension, die vielleicht in unseren Gottesdiensten auch sonst viel zu kurz kommt. Von daher erlebe ich jetzt den Duft, den wir mit hineinnehmen können, als eine wichtige Bereicherung."
Eine weitere wichtige Botschaft verknüpft Bernd Wolharn mit der Bedeutung des Wortes “dufte”. "Ich sage zum Beispiel gerne bei den Taufgottesdiensten, wenn ich ein Kind salben darf, dass wir die Zusage von Gott her bekommen, dass du dufte bist. Du bist ein Mensch, der es dufte, und mit den Kirchendüften können wir einen solchen Gedanken auch in Gottesdiensten aufgreifen."