Die Aussetzung der Sonntagsgottesdienste einer katholischen Gemeinde in Aschaffenburg wegen des Missbrauchsskandals stößt auf Kritik der Würzburger Bistumsleitung. Die Solidaritätsaktion sei grundsätzlich unterstützenswert, sagte Generalvikar Jürgen Vorndran am Freitag vor Journalisten in Würzburg. Aber es sei nicht richtig, dafür drei Wochen lang keine Sonntagsmesse zu feiern.
Die Gemeinde hatte in einem Offenen Brief an Bischof Franz Jung erklärt, sie wolle statt der Gottesdienste die kommenden Wochen die Erzählungen von Betroffenen hören, aus dem Münchner Missbrauchsgutachten lesen und schweigen. Außerdem soll Geld für den Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz gesammelt werden.
Nicht nur das unsägliche Leid, das so viele Menschen durch Priester, Bischöfe und Generalvikare erfahren hätten, schockiere, so die Gemeinde weiter. "Was uns besonders erschüttert, ist der Verrat an Opfern, am Evangelium und eigener Verantwortung." Außerdem ist in dem Brief von einem Mangel an Einsicht und Handeln die Rede. Man wolle das "unerträgliche 'Weiter so' wenigstens punktuell" unterbrechen. Der Brief ist auch von Pfarrer Markus Krauth unterschrieben.
Der Generalvikar erklärte, er habe am Donnerstag versucht, Krauth zu erreichen und ihm auch eine Mail geschrieben. Man hinterfrage als Bistumsleitung das Vorgehen sehr stark, "denn die Eucharistie sollte ein Raum sein, der frei ist von jeder Instrumentalisierung". "Die Feier von Tod und Auferstehung sei eine Selbstverständlichkeit der christlichen Gemeinde." Man bitte darum, vor Ort noch einmal über die Aktion nachzudenken.
Außerdem appellierten die Aschaffenburger Katholiken an die Bischöfe, "die kostspieligen Gutachten über Verstorbene zu beenden, das Geld Betroffenen zukommen zu lassen und die Aufarbeitung außerkirchlichen Stellen zu übergeben." (kna/28.01.2022)