Der Vatikan hat sich Transparenz auf die Fahnen geschrieben. Das gilt insbesondere für die oft undurchschaubaren finanziellen Umstände des Vatikan. Der seit vergangenem Sommer laufende Finanzprozess gegen Kardinal Giovanni Angelo Becciu und zahlreiche Mitstreiter ist dabei nur ein Baustein. Auch die Haushaltsplanung soll für alle offener sein und zugleich mehr Finanzkontrolle gewähren.
Vorläufiger Budgetplan für 2022
Nachdem der Vatikan im vergangenen März erstmals einen detaillierten Haushaltplans vorlegte, folgte am Freitag ein vorläufiger Budgetplan für 2022. Dieser bezieht noch mehr päpstliche Einrichtungen ein. Insgesamt werden damit Zahlen für 90 statt bisher 60 Posten genannt.
Dadurch scheint sich das Budget auf den ersten Blick mehr als verdoppelt zu haben, vergleicht man jedoch nur die Kurienbehörden und Einrichtungen, die im Vorjahr budgetiert wurden, ist der Unterschied nicht so groß.
Nach Aussage des Leiters des Wirtschaftssekretariats, dem Jesuitenpater Juan Antonio Guerrero Alves, soll die ausgeweitete Planung "mehr Sichtbarkeit, mehr Transparenz und auch mehr Kontrolle" bringen. So sind nun auch Einrichtungen gelistet, die nicht direkt Teil der Kurie sind, aber von ihr finanziert werden, erklärte Alves dem Portal Vatican News. Neu enthalten sind etwa das vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesu, die vier großen römischen Basiliken und die Wallfahrtsorte von Loreto, Pompeji und Padua. Im kommenden Jahr würden noch drei weitere päpstliche Einrichtungen mit eingeschlossen.
Das vorläufige Budget für das laufende Jahr geht von Einnahmen in Höhe von knapp 770 Millionen Euro aus. Dem stehen Ausgaben von etwa 803 Millionen Euro gegenüber. Das Defizit beliefe sich dann auf 33 Millionen Euro. Im Vergleich dazu war das avisierte Defizit des Vorjahres nahezu 50 Millionen Euro.
Werden jedoch korrekterweise nur die 60 Kurienbehörden und Einrichtungen wie im Vorjahr betrachtet, sind die Einnahmen (240,5 Millionen Euro) für das laufende Jahr rund 2,5 Millionen Euro höher als in der Vorjahresbudgetplanung und die Ausgaben (299,7 Millionen Euro) etwa 2,2 Millionen Euro niedriger.
Gesamtdefizit bei etwa vier Millionen Euro
Der Unterschied beim Gesamtdefizit liegt damit nur bei etwa vier Millionen Euro.
Es sei dem Wirtschaftsrat schwer gefallen, einen Haushalt mit einem erneut so hohen Defizit zu genehmigen, sagte Alves. Daher gehe es weiter darum, Ausgaben zu senken und Einnahmen zu erhöhen - ohne den Auftrag der Kirche zu gefährden. "Unser Ziel ist es, nachhaltig zu sein und nicht, einen Überschuss zu erwirtschaften", so Alves.
Eine Prognose für den Haushaltsabschluss, also die finalen Zahlen für 2021, will der Präfekt noch nicht geben. Im Jahr 2020 - dem ersten Corona-Pandemiejahr - war das Defizit mit rund 66 Millionen am Ende stattlich. Die neu in der Planung integrierten päpstlichen Einrichtungen helfen erst einmal, da sie das Defizit perspektivisch wohl verkleinern dürften.
Erwartungen beim Peterspfennig
Beim Peterspfennig, der aus Spenden von Katholiken für die karitativen Aufgaben des Papstes gebildet wird, und weiteren zweckgebundenen Fonds erwartet das Wirtschaftssekretariat in seiner Budgetplanung wie im Vorjahr Einnahmen von 47,3 Millionen Euro. Davon sollen wieder 17 Millionen in unmittelbare Hilfen und Unterstützung fließen; mit den restlichen rund 30 Millionen werden die übrigen Aufgaben der Kurie mitfinanziert.
Alves kündigte aber bereits an, dass die tatsächlichen Einnahmen für den Peterspfennig im vergangenen Jahr wohl deutlich niedriger ausfallen dürften. Künftig soll es für die Bischofskonferenzen weltweit auch eine Bilanz der Einnahmen und Ausgaben des Peterspfennig geben. Er rechne bei der weltweiten Spendenkollekte für die Aufgaben des Papstes mit einem Rückgang von etwa 15 Prozent im Vergleich zu 2020. Dann wären es am Ende wohl nicht mehr als 37 Millionen Euro. Schon die 44 Millionen Euro aus dem Jahr 2020 waren ein deutlicher Rückgang.
Für den Vatikan, der sehr abhängig ist von Einnahmen, eine düstere Aussicht. Auch deshalb gehe es darum, Kosten zu senken und weitere Einnahmequellen zu finden. Und die Ortskirchen, so Alves, müssten sich mehr am Unterhalt der Kurie beteiligen. Der Verkauf der skandalumwobenen Londoner Luxusimmobilie, den Alves am Freitag bestätigte, dürfte indes wohl eher auf die Verlustseite fallen.