Dem jeweils Anderen zuzuhören und ihm ohne Vorurteile zu begegnen ist anstrengend, so Domkapitular Thomas Weitz in seiner Predigt. Vor allem dann, "wenn einem das eigene Vorurteil gut in die Politik passt". Von Christen aber müsse man ein solches Verhalten erwarten können – egal ob beim Synodalen Weg oder bei der Berichterstattung über Benedikt XVI.
Papst Franziskus habe mit Blick auf den Synodalen Weg in seinem Brief an das "wandernde Volk" in Deutschland geschrieben, dass die Seligpreisungen der Spiegel sind, "durch den wir wissen, ob wir auf dem richtigen Weg sind." Weiter habe er geschrieben: Achten wir auf die Versuchung durch den Vater der Lüge und der Trennung, den Meister der Spaltung, der beim Antreiben der Suche nach einem scheinbaren Gut oder einer Antwort auf eine bestimmte Situation letztendlich den Leib des heiligen und treuen Volkes Gottes zerstückelt."
Dieser Spiegel reiße uns hinaus aus der Selbstbezogenheit, für die jeder von uns anfällig sei, so Domkapitular Weitz. Sie stehe "dem entgegen, was notwendig ist". Mit zwei einfachen Worten könnten die Fesseln zerrissen und ein Weg miteinander gefunden werden: "Ich glaube."
Der Kölner Domchor, geleitet von Anna Goeke, und Winfried Bönig an der Orgel gestalteten die Messe musikalisch. Der Chor sang unter anderem die Missa "Dixit Maria" von Hans Leo Hassler sowie Werke von Knut Nystedt und Klaus Wallrath.
Zum Evangelium: "Selig ihr Armen, den euch gehört das Reich Gottes." (Lk 6,20)
Lk 6,17-18a.20-26 von Tobias Licht
Die Feldrede Jesu – „in der Ebene“ – ist bei Lukas die Parallele zur Bergpredigt bei Matthäus. In beiden sind die Seligpreisungen zentral. Im Vergleich tritt bei Lukas dessen charakteristische Konzentration auf gesellschaftliche Verhältnisse, auf politische und wirtschaftliche Macht und deren Missbrauch deutlich hervor: Selig sind die materiell Armen, nicht die, „die arm sind von Gott“ (Mt 5,3). Selig sind, die körperlich hungern, nicht die, „die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“ (Mt 5,6).
Anders als bei Matthäus sind die Seligpreisungen bei Lukas auch verbunden mit harten Weherufen über die Reichen, die Satten, die von den Menschen Gelobten. Solche Unterschiede zeigen die Vielfalt an gleichermaßen gültigen Ausprägungen, die die eine Wahrheit des Glaubens umfasst. Die Akzentsetzungen des Lukas-Evangeliums machen deutlich, dass die Kirche „ihre eigene Mission nicht auf den privaten Bereich“ beschränken kann, vielmehr „eine öffentliche Rolle“ spielt. Auch religiöse Amtsträger „können … nicht auf die politische Dimension der Existenz verzichten“. (Papst Franziskus, Enzyklika „Fratelli tutti“ [2020], 276)